Robert Plant :: Nine Lives

Blick in die Vergangenheit: Ein Rockgott donnert alleine.

Der einst engelsgleiche Prototyp des extrovertierten Rocksängers von Gottes Gnaden schaut zurück. Doch dieser Blick in die Vergangenheit bohrt dabei nicht so röntgenhaft tief wie vor zwei Jahren, als Robert Plant mit dem 2-CD-Set sixty six TO timbuktu sogar Prä-Zeppelin-Material aufstöberte. Bis ins Jahr 1982 darf diesmal gebuddelt werden. Jene Zeit, als seine nicht immer ganz so überzeugend geratene Solokarriere der Post-Zeppelin-Ära startete. In der üppigen Box nine lives finden sich – nomen est omen – sämtliche regulären neun Alben inklusive Bonusmaterial aus diversen Archiven. Eine zusätzliche DVD mit intensiven Interviews von Weggefährten, Geschäftspartnern und Freunden sowie 20 mehr oder minder rare Videoclips ergänzen die ambitionierte Kollektion. Unweit des typischen Zeppelin’schen Genre-Crossovers, aber nicht von unbedingt gleicher Qualität klopft Plant zwischen 1982 bis 1985 drei Alben aus dem Ärmel, die sich allein schon wegen seiner Prominenz beiderseits des Atlantiks gut verkaufen lassen: PICTURES AT ELEVEN 3,5.THE PRINCIPLE OF MOMENTS 3 und SHAKEN’N’STIRRED 2,5 knarzen zwischen metallischem Up-Tempo, balladesker Melancholie und dem einen oder anderen überraschenden Experiment. Stets an seiner Seite: Gitarrist Robbie Blunt, ehemals bei Silverhead, der in Stil und Intention dem jungen Jimmy Page durchaus das Wasser reichen kann. Eine Reminiszenz an den Rock’n’Roll der 50er-Jahre präsentiert sich mit geschmackvollen Coverversionen unter dem Pseudonym The Honeydrippers und mit dem Titel VOLUME ONE 4. Für das 88er-Werk now and zen 2 legt sich Plant schließlich eine komplett neue Formation zu. Doch die reichlich platte Produktion im blechern-hohlen Stil jener Ära verdirbt so manche auf dem Papier sicherlich gelungene Songperle. Gleiches lässt sich auch über das nur unwesentlich bessere manic nirvana 2,5 von 1990 behaupten. Doch ein abermaliger Komplett-Austausch der Begleitcombo mündet 1993 im künstlensch wesentlich zufriedenstellenderen fate of nations 4, auf dem sich neben geschmackvoll arrangierten Eigenkompositionen auch eine Interpretion von Tim Hardins Folk-Klassiker „If I Were A Carpenter“ findet. Nach zwei Projektalben mit Page meldet sich der seit Jahrzehnten ruhig im Ländlichen lebende Feingeist erst 2002 mit dem gelungenen Werk dreamland 4 zurück, auf dem sich Klassiker von Tim Buckley, The Youngbloods oder Bob Dylan tummeln. Seinen Nimbus als Ikone des Rock’n’Roll erobert Plant mit einem satten Donnerschlag auf seinem jüngsten Werk mighty rearran-GER 5 zurück – er hat nichts verlernt.