Ryan Adams

Jacksonville City Nights

Universal

Station zwei auf der diesjährigen Americana-Rundreise des genialischen Songwriters.

Das ist das Jahr des Ryan Adams, irgendwie. Und irgendwie auch nicht. Einerseits hört man allenthalben schlechte Nachrichten von Erkrankungen und Tourabsagen, was natürlich reflexartig Gerede über Exzesse und Selbstzerstörung anfacht, andererseits hat Adams seinen ohnehin schon immer immensen künstlerischen Output noch einmal gesteigert und veröffentlicht 2005 gleich drei Alben. Mit den Cardinais hat er zum ersten Mal seit Whiskeytown wieder eine feste Band, die über den Zeitraum einer Platte oder einer Tour hinaus zusammenarbeitet – sicher nicht zuletzt deshalb nimmt Adams zur Zeit die homogensten Alben seiner gesamten Solokarriere auf. Jacksonville City Nights, die zweite Veröffentlichung dieser Besetzung, besinnt sich noch konsequenter als das Doppelalbum Cold Roses auf traditionellen Country, auf klassisches Americana-Songwriting, auf die bekannten Orte, Gedanken und gebrochenen Herzen -„oneshot, one beer and a kiss before go“. Nächte in Bars, betrunkene Mädchen, Trinkgeld für die Kellnerinnen, und immer wieder die Unmöglichkeit wahrer Liebe: Jt’s a hard way to fall and this oin’t the easy way down and it’s a hard thing to love anyone anyhow.“ Wie Adams sich hier in kleinen liebevollen Details an eine Verflossene erinnert, wie sie lächelt, wie sie ihren Scotch trinkt, wie sie ihre Schlüssel verliert, gehört zum rührendsten und zärtlichsten, das dieser mit Liebeserklärungen nicht eben zurückhaltende Dichter bislang zu sagen hatte. Jacksonville City Nights ist ein weiterer großartiger Songzyklus, der in seiner unspektakulären Schönheit Gefahr läuft, im uferlosen Fundus des Ryan Adams übersehen zu werden. Ende des Jahres soll auch schon das Album 29 folgen, und aus den Aufnahmen zu einem Soundtrackbeitrag für den neuen Cameron-Crowe-Film sind schon wieder 18 Songs hervorgegangen. Der Mann kommt nicht zur Ruhe. VÖ-.27.9.