Saint Etienne – Sound Of Water

Saint Etienne. Der Name ist französisch. Doch es sind traditionell urbritische Assoziationen, die diese Band erzeugt. Einsame Fahrten im alten MG über Land. Entspannte Spaziergänge durch Notting Hill. Herzzerreißendes Pop-Schwelgen zwischen Melancholie und gedämpfter Euphorie. Doch es bewegt sich etwas. Die dreiköpfige Gruppe scheint es mittlerweile aufgegeben zu haben, dem ganz großen Hit, den sie zweifelsohne in sich hat, wie beim Sportwettkampf hinterherzulaufen. Sarah Cracknell, Bob Stanley und Pete Wiggs wollten sich von Zwängen befreien und taten es. Die Grundgerüste dieser Produktion sind in Berlin zusammen mit To Rococo Rot entstanden, den Rest besorgte High Llama Sean O’Hagan in London. „Boy IsCrying“ klingt wie ein mutierter Motown-Track. Cracknell singt kräftiger, der Background ist mit nervösen Trommeln, rätselhaften Keyboardtupfern und verstockter Rhythmusgitarre semiexperimentell ausgefallen. Ein Einzelfall. Eigentlich geht es um das Bild als Ganzes. Alle Songs der Platte fließen ineinander, wobei nicht ausgeschlossen ist, dass einem die Melodien in „Don’t Back Down“ oder „How We Used To Live“ besonders auffallen. In diesen Momenten offenbart sich erneut Saint Etiennes nur allzu nachvollziehbare Schwäche für die Grandeur eines Burt Bacharach. Am Ende schließlich der ultimative Gänsehautmoment.-Cracknell singt „sail away“ und man entschwebt mit ihr in eine andere Pop-Galaxie, wo Kunst sanft den Kommerz erdrosselt. Ein perfekter Mord. Gebührenpflichtige Hörprobe unter 0790-57 05 6? 7 (5. ME/S-Hotline S. 51)