Saint Etienne – The Trip

Wer sich als DJ versucht, hat zwei Möglichkeiten. Entweder er will den Flow, den einzigen, womöglich stundenlangen Track schaffen (Ehrensache für professionelle DJs), oder den „anderen“, ungewöhnlichen Mix mit Brüchen, seltsamen Übergängen und einer scheinbar unpassenden Abfolge (Vorliebe von Musikern und Musikjournalisten, die sich als DJs betätigen). Saint Etienne sind Musiker, die früher einmal Musikjournalisten waren. Trotzdem haben sie mit ihrer Ausgabe der Reihe THE TRIP ein Set gemixt, das professonelle Schallplattenunterhalter beschämen müsste. Den britischen Indie-Dance-Poppern geht es nicht darum, die eigene Coolness über Obskuritäten und Raritäten aus der Schallplattensammlung zu beweisen – hier geht es allein um M-U-S-l-K. Auch wenn sich zwischen Soul (Marvin Gayes „Symphony“) und Motown IThe Supremes mit „It’s Time To Break Down“) und Phillysound [Brinkley And Parkers „Pander Man“) die ein oder andere Obskurität [Ennio Morricones „Deus Irae Psychedelico“) und vermeintlich Artfremdes versteckt („Shooting Star“ von The Mamas & The Papas. „Autopsy“ von Fairport Convention). Denn das, was sich hier obskur und artfremd liest, ist gut aufgehobem, weil es clever ausgewählt und geschickt platziert ist, so dass es passt wie ein Turnschuh. Von Serge Gainsbourgs „Cannabis“ bis John Barrys „A Dolls House“ und mit den 46 Stücken dazwischen haben Saint Etienne eine geschmackssichere Sammlung aus großartigen Songs geschaffen, die die tanzbare Musik zwischen Ende der sechziger und Mitte der siebziger Jahre hervorgebracht hat.

www.saintetienne.com