Saint Thomas – Children Of The New Brigade
Thomas Hansen war Postbote, Plakatkleber und als solcher auch Promoter in eigener Konzert-Sache. Ein wilder, hin und wieder zerknirschter Bursche, der auch mal die guten Manieren vergessen konnte und der norwegischen Yellow Press geradeaus in die Arme lief – ein Popstar aus dem Untergrund, der nach ein paar Charts-Shows und einem Superhit („Cornerman“) entschied: Nicht mit mir! Auf dem letzten Album LEet’s Grow Together – The Comeback Of St. Thomas hat Hansen die Rückbesinnung angetreten. Tagsüber, sagt er, möchte er ruhig über die Straße gehen können, ohne, daß ihn jemand erkennt. Nachts schreibt er die Bilder aus seinem Kopf in Melodien um, Landschaftsaufnahmen, Geschichten von seinen Freunden. Children Of The New Brigade beginnt mit einem Ausnahmesong, einem, wie man ihn im ganzen Katalog des osloischen Folk-Messias bislang nicht finden konnte: „LA. Man“, ein schillernder Hybride aus Beat und Jazz, der sich aus seinem Rahmen fortstiehlt – Musik, die man auch Tim Buckley und Robert Wyatt zur Interpretation hätte vorlegen können. Thomas Hansen singt aber immer noch wie Thomas Hansen, er hat dieses Trällern im Falsett, das sich wie eine warme Decke über den Hörer legt. Es gibt die Songs, die Fenster zum Rock weit öffnen, es gibt Niedlich-Autobiographisches („We were children of the new brigade“ und „stightly insane“), die Neil-Young-Verweise, die schon Tradition sind. Überhaupt: Einige dieser Beiträge scheinen in einem anderen Leben schon einmal ganz woanders gewesen zu sein. „Twisted Cowboy“ beispielsweise läge bei entsprechender Instrumentierung in einer jamaikanischen Jukebox direkt neben „You Can Get It If You Really Want It“. Was schon etwas über Saint Thomas erzählt: Er hat das Talent zum universellen Songwriter, seine Stimme kratzt aus den Kurven des Lebens ein paar Gramm Melancholie. Man sollte sie sorgsam aufbewahren, solche Lieder gibt es so oft nicht. VÖ: 29.8.
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