Platte des Monats

Sampa The Great

As Above, So Below

Concord/Universal (VÖ: 9.9.)

Spiritual-Rap? Oder Afro-Hop? Vielleicht doch Zam-Pop? Die Künstlerin findet einen Weg in ihre Heimat Sambia.

„It is from her where you come from, it is from her these seeds are sown, your DNA and mine, generations and bloodlines.“ Das Pathos kommt auf sanften Pfoten zu Beginn des Videos zu „Never Forget“. Dann tauchen am unteren Bildrand zwei Notenzeichen auf, als wäre jetzt die Play-Taste für die Musik freigeschaltet. Wir hören Tribal Beats und einen Chor, bis Sampa The Great mit weiten Moves die Regentschaft übernimmt. In die Performance werden in schneller Schnittfolge weitere Bilder geblendet, Tänzerinnen, Arbeiterinnen, eine Zam-Rock-Band, ein Ex-Präsident, eine Stimme verkündet: „This is Zambia“. Ein Finger fährt die Grenzen des afrikanischen Staates auf einer alten Karte ab.

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Sambia ist Geburts- und doch auch Fremdland für Sampa Tembo, die erst nach Kalifornien gehen musste und später als Sampa The Great in Australien Erfolge feiern durfte, um sich wieder auf ihre Herkunft beziehen zu können. Sie hätte sich in Sambia mitunter nicht verstanden gefühlt, hat sie 2019 noch gesagt. Hier und heute geht es der Künstlerin um eine Panoramaaufnahme – um Zukunft, Gegenwart und Vergangenheit dieser Heimat. Um ihre eigene Version davon: „Please do not rewrite my history.“

Sampas Rap trifft auf spirituelle Pop Arrangements, psychedelische Klangspuren oder traditionelle Instrumente

2019 erschien mit dem Album THE RETURN (sic!) schon ein erstes Stück dieser Erzählung. Die von HipHop, Afrobeat und R’n’B geprägte Songsammlung war der Durchbruch für Sampa. Auf AS ABOVE, SO BELOW geht die 29-Jährige noch einen Schritt weiter und wirbt im Stile einer Botschafterin für jenen Kulturkreis, mit dem sie auf der Suche nach ihrer Identität als afro-australische Künstlerin verbunden ist. In den elf neuen Tracks nutzt sie das Stilmittel der Überblendung; Gesänge aus dem Vielvölker- und Vielsprachenstaat Sambia verbinden sich mit den Elektro-Basslinien des globalen Funk, Sampas Rap trifft auf spirituelle Pop Arrangements, psychedelische Klangspuren oder traditionelle Instrumente (ist das eine Likembe, die durch „Shadows“ und „Tilibobo“ wandert?).

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Sampa lässt die Grenzen zwischen drinnen und draußen einreißen – zwischen den Orten, die der globale Westen diasporisch nennt und solchen, in denen die Black Music zur omnipräsenten Größe geworden ist. Der Zam-Rock der Mittsiebziger beschreibt dabei einen weniger bekannten Ort, er fand im Vergleich zu den Afrobeat-Veröffentlichungen aus Nigeria und Mali lange Zeit eher bescheidene Resonanz unter anglo-amerikanischen Musiker*innen. Die Aufnahmen von Künstlern wie Rikki Ililonga und Paul Ngozi waren den Nicht-Afrikanern im Zweifel nicht afrikanisch genug.

Die elf Tracks stehen im Kern für ein Nachhause-Kommen im Sinne einer Selbstfindung

Leyla McCalla und Sélène Saint-Aimé haben auf ihren letzten Alben eindrucksvoll vorgemacht, wie der Griff zurück auf die eigenen Ursprünge einen musikalischen Sprung initiieren kann. Sampa The Great folgt ihnen nun mit AS ABOVE, SO BELOW. Das Album legt auch Zeugnis ab von einer ganz konkreten Heimfahrt, Sampa besuchte zu Pandemiebeginn ihre Familie in Sambia, ihre Schwester Mwanjé war an den Aufnahmen beteiligt. Die elf Tracks stehen im Kern aber für ein Nachhause-Kommen im Sinne einer Selbstfindung, die wiederum bis in die Kooperationen mit Denzel Curry, Joey Bada$$, Angélique Kidjo und dem sambischen Rapper Chef 187 reicht. Über das hinauszugehen, was sie von sich selbst zu wissen glaube, so hat Sampa den Wunsch beschrieben, mit dem sie ihr Album angegangen ist.

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