Sex und Macht von Hans Scheugl

Lange hat’s gedauert, nun legt der österreichische Filmemacher und Autor Hans Scheugl die überarbeitete und erweiterte Fassung seines Klassikers „Sexualität und Neurose im Film. „Die Kinomythen von Griffith bis Warhol“ (1974) vor. Lassen wir uns von dem marktschreierischen Titel nicht irritieren und folgen dem Autor auf seinem rasanten Trip durch 100 Jahre US-Filmgeschichte. Kompetent und unterhaltsam untersucht Scheugl anhand von 1.200 Filmbeispielen die Auswirkungen des Zeitgeschehens aufs Kino und dessen Rückwirkung auf die Gesellschaft weit weniger kryptisch und trocken, als der Klappentext erwarten lässt. Scheugls Augenmerk gilt (aber nicht nur) der Darstellung zwischenmenschlicher Beziehungen und des Geschlechterkampfs vordem Hintergrund politischer und gesellschaftlicher Umbrüche Welche Einflüsse hatten Weltkriege, Wirtschaftsdepression. Korea- und Vietnamkrieg, Flower-Power. Watergate, 9/11 etc. auf die Produkte der Traumfabrik? Wie und womit wollte (und will) Hollywood das Publikum in Krisenzeiten beeinflussen? Warum waren die Frauen um 1913 hilflose Hascherl und nur zehn Jahre später nicht mehr? Wie kam es, dass es in der Schwarzen Serie der 40er keine richtigen Helden mehr gab, sondern überwiegend gebrochene Männer, die sich mit geldgierigen, mordenden Frauen herumschlugen? Gab es in den 40ern einen Zusammenhang zwischen Kommunismus und Angst vor Potenzverlust? Warum wurden Kazans „Baby Doll“ und Kubricks „Lolita“ zum Skandal, obwohl Beziehungen zwischen sehr jungen Frauen und älteren Männern in Filmen bis dahin etwas Selbstverständliches waren? Inwieweit vertritt der auf den ersten Blick anarchistische Thriller „Fight Club“ rechte Ideologien? Präzise und immer den wesentlichen Punkt treffend stellt Scheugl die Zusammenhänge zwischen filmischer und“.wirklicher“ Realität dar; viele der Filme möchte man sich, um einiges Hintergrundwissen bereichert, gleich noch mal ansehen. Absolute Pflichtlektüre für jeden,der sich ernsthaft mit dem Medium Film befasst!

»>www.rmbd.com