Shrimp Boat
Musik aus dem Moloch Chicago. Die Millionenstadt im mittleren Westen der USA hat kulturell betrachtet ein höchst unterschiedliches Einzugsgebiet. Flüsse stellen die Verbindung zum Süden her, der Michigan-See die nach Kanada. Verrottete Industriegebiete grenzen an riesige Getreidefelder. Diese Einflüsse werden von Shrimp Boat regelrecht absorbiert.
Gegründet 1986 von Sam Prekop (Gesang, Gitarre), David Kroll (Boss, Banjo, Saxophon) und lan Schneller (Gesang, Gitarre, Schlagzeug) machte sich die Band in der heimischen Kneipenszene mit vierstündigen Live-Sets schnell einen Namen. 1989 verstärkten Shrimp Boat sich um den Drummer, Saxophonisten und Trompeter Brad Wood. In dieser Besetzung erreichten sie vor zwei Jahren auf DUENDE auch erstmals europäische Ohren.
Gegenüber seinem Vorgänger zeugt CA-VALE nun von der wirklichen Größe der US-Band. Prekops hohe Singstimme erinnert in souligen Momenten („What Do You Think Of Love“) an AI Green, in freien Phrasierungen aber auch an den eigenwilligen Stil von Pere Ubus David Thomas. Fast unmerklich verzerrte Bläser könnten dem Chemiekasten der Residents entsprungen sein. Dennoch bildet der gute, alte Rhythm’n’Blues die Basis der 15 Songs. Von Ferne grüßen Big Star und Alex Chilton. Titel wie „Free Love Overdrive“, „Smooth Ass“ oder „Dollar Bill“ deuten den amerikanischen Traum jedoch mit eine autonome Mischung aus Distanz, Faszination, Horror und Sinnlichkeit, die meilenweit von den sattsam bekannten Klischees der Rockmusik entfernt ist.
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