Sideways von Alexander Payne :: Sein und Wein

Tage des Weins und der Neurosen erwarten die zwei Helden von der traurigen Gestalt in Alexander Paynes viertem Film, wenn sie sich in das Weingebiet nördlich von Santa Barbara begeben, um dort die letzte Woche zu zelebrieren, bevor einer der beiden heiratet. Miles, Weinkenner, Neurotiker, gescheiterter Schriftstellerund Aushilfslehrer, der seinen Selbsthass hinter Tiraden gegen die Welt und philosophischen Betrachtungen über Wein versteckt, denkt dabei vor allem an gepflegtes Schlemmen und Trinken. Jack, Surfer-Dude, gescheiterter Schauspieler, sieht in dem angestrebten Bacchanal eine letzte Chance, ein paar Weiber zu pimpern, bevor eT in den Hafen der Ehe schippen. Das ist der Ausgangspunkt für einen Film, in dem es um Wein, um verpasste Lebenschancen und Neuanfänge, um Wein, um die tragikomische Lächerlichkeit heterosexueller Männer und ihre Sehnsüchte, um Wein und um einige der komischsten Szenen der Filmgeschichte geht. Richtig: SIDEWAYS ist ein Juwel, ein Meisterwerk eines seit den Siebzigern, seit Hai Ashby und Michael Ritchie, verschüttgegangen geglaubten amerikanischen Genres: der menschlichen Komödie, der Komödie über echte Menschen. Streng genommen, ist dieser Roadtrip die logische Folge aus Paynes letztem Film, dem gleichfalls exzellenten about scHMlDTmit Jack Nicholson, diesmal ohne Superstar, auf den man achten müsste, dafür aber mit Paul Giamatti und Thomas Haden Church so auf den Punkt besetzt, dass man sich beide nie wieder in anderen Rollen vorstellen möchte. Payne nimmt sich als Regisseur so sehr zurück, dass man die Inszenierung mit Ausnahme einer sehr schönen Montage über einen Trip durch Wine Country nicht mehr sieht: Der Film und seine Figuren sind eins, vor allem in den wunderbaren Szenen mit den beiden Frauen, die Jack und Miles kennen lernen. Virginia Madsen spricht dabei den schönsten Monolog, den sich ein(e) Schauspielerin wünschen kann. Es ist der sinnliche Höhepunkt in einem wahrhaftigen Film, der im Realismus eine zarte Poesie entdeckt, der seine Figuren entlarvt, aber nie bloßstellt, weil sie zwar Hallodris und voller Fehler und Macken sind, aber doch unsere Liebe verdienen. Derbeste Film des jungen Jahres? Nein. Der beste Film der letzten Jahre. Unangefochten.

Start: 3.2.

www.foxsearchlight.com/sideways Mit Paul Giamatti, Thomas Haden Church, Virginia Madsen u.a.