Snatch :: Gangster-Groteske

Wer BUBE, DAME, KONIG, GRAS gesehen hat, weiß, was ihn in Guy Ritchies zweitem Spielfilm erwartet. SNATCH ist so etwas wie der Remix der Blaupause seiner wild oszillierenden Gangsterkomödie von 1998. Ritchie bedient sich bei dem schwarzhumorigen Unterweltler-Schwank seiner bekannten stilistischen und inhaltlichen Versatzstücke, arrangiert sie diesmal aber – was nicht unbedingt zur Entwirrung beiträgt – auf einer größeren Leinwand: Nicht nur aus Soho kommen die schweren Jungs, deren Wege sich kreuzen, sondern auch aus den Staaten, von wo aus ein Big Boss anreist, um in London nach einem gestohlenen Diamanten zu fahnden. Gleichzeitig haben zwei unerfahrene Boxpromoter ein Problem, weil ein Straßenschläger (Brad Pitt) ihren Boxer am Tag vor dem großen Kampf aus den Pantinen gehauen hat. Bravourös verwebt Ritchie die beiden Storys, wobei es seine größte Leistung ist, dass zumindest er nie den Faden verliert. Snatch zielt hoch, stößt aber auch an Grenzen, weil zwar viel passiert, aber wenig erzählt wird. Was bei BUBE, DAME… noch unverbraucht wirkte, zeigt hier Abnutzungserscheinungen: Pose statt Authentizität, Pubertät statt Coolness, Oberfläche statt Tiefe. Diesmal kann man dem jungen Vater die Selbstverliebtheit noch durchgehen lassen. Aber ab Film Drei muss der zukünftige Mister Ciccone beweisen, dass hinter seinen knackigen Bildern auch Substanz steckt.

GB 2000, Regie: Guy Ritchie, mit Benicio Del Tora, Brad Pitt, Vinnie Jones www.snatch-der-film.de