In den frühen achtziger Jahren war alles anders. Damals begann sich jemand vom Kaliber eines Tim Pope allmählich einen Namen als Musikfilmikone zu machen. Besagter Pope produzierte nicht aus vornehmlich kommerziellem Kalkül, sondern inszenierte visuelle Kunststücke, am liebsten für junge Post-Punk-Bands. Für das Synthie-Duo Soft Cell nahm er sogar eine ganze Serie von Songs als Video auf und bettete sie in einen cineastischen Streifzug durch Londons Rotlichtmilieu -jene Gegend also, in der Marc Almond und Dave Ball anfangs Inspiration für ihre Musik suchten und fanden. Verfilmt wurde nicht nur der Megahit „Tainted Love“, sondern nahezu das gesamte Songmaterial des exzellenten Debütalbums nonstop erotic cabaret (zuzüglich späterer Singles wie „Torch“). Man sieht, wie Almond seinen Spießervater beerdigt und noch als Toten anfeindet. Man schaut dem schwülen Treiben im Jazzkeller „Pink Flamingo“ zu. Oder man entdeckt die halbvergessene Sixties-Pop-Ikone Mari Wilson mit ihrer wahrhaft eindrucksvollen Bienenkorbfrisur. Leider enthält auch diese DVD nicht das ungezogene Skandalvideo von „Sex Dwarf“ in voller Länge. Die zusätzlichen Features sind ohnehin eher als dürftig zu bezeichnen. Doch derexotische Hauptteil erweist sich auch heute noch, über 20 Jahre nach seiner Entstehung und im Angesicht allgegenwärtiger Eighties-Reminiszenzen.als unterhaltsam-schriller Einblick in die glamouröse Welt des britischen Kultduos.