Stevie Wonder – Hotter Than July

Lange mußten Stevie Wonder-Fans aul ein neues, eigenständiges Produkt ihres Lieblings warten, denn SECRET LIFE OF PLANTS lag ja ein Film zugrunde. Und HOTTER THAN JULY fängt auch gleich mit „Did I Hear You Say You Love Me“ hot an – funky, geile Bläserriffs und Stevies unverwechselbare, ‚frische Stimme. Nahtloser Übergang zu „All I Do“ und schon bin ich ein bißchen verzweifelt. Was Wonder bei der ersten Nummer gerade in mir aufgebaut“ hat, die soulige Frische, stößt er mit der stark disco-orientierten zweiten Nummer wieder um. Klar, da gibt eine kurze Saxophon-Phrase, die wunderbar das Thema übernimmt und jazzig ist, aber ansonsten bleibt der Titel blaß, wenn auch Wonder-like.

Daß Wonder Balladen schreiben und singen kann wie kaum ein anderer, ist nichts Unbekanntes. Aber den Balladen auf dieser LP fehlt der kompositorische Pfiff. Alles ist wahnsinnig perfekt, ideenreich und gekonnt produziert, doch die Melodien sind z.T. seicht. Vielleicht bin ich auch ein bißchen voreingenommen, weil ich Geigenarrangements auf den Tod nicht leiden kann, aber es ist wirklich nicht so, daß ich auf Stevie nicht stehe. „Master Blaster“, die Single-Auskoppelung, die in England gleich hochschoß, soll dafür stehen: Nein, es ist nicht nur der Reggae-Rhythmus, der fasziniert, es ist ein überzeugender Song, rundherum. Auch hier wieder die sparsam, trocken klingenden Bläser und der Swing der Bass-Drums. Und Stevie singt inbrünstig. So, als ob ihm diese Nummer auch besonders viel Spaß gemacht hat. „Do Like You“ ebenfalls ein kräftiger Titel mit Bläsern und viel Funk, gehört mit „Cash In Your Face“ zu den positiven Eindrücken dieser guten, manchmal sehr guten LP.