The Clash
London Calling
Col (Sony Music)
Über ein Jahr ist vergangen seit dem letzten Clash-Album. Und die vier Jungs lassen sich nicht lumpen und bringen ein Doppelalbum mit 19 spannungsreichen Songs auf den Markt. Den Fans der ersten Clash-Stunde (mit Parolen wie „Anarchy“ und „White Riot“) wird möglicherweise nicht gefallen, was ich jetzt (als stinknormaler Musikhörer ohne Schwerpunkte in Punk, New Wave und Reggae) zu bemerken wage: Clash sind als Einzelpersönlichkeiten und als Band gereift, haben auf „London Calling“ einen noch saubereren und klareren Sound als auf „Give ‚em Enough Rope“, jenem Album also, dem die Eingefleischten schon mit einer Portion Argwohn gegenüberstanden, und dürften somit auch diejenigen erreichen, die bislang mit Police , Ian Dury und/oder den Boomtown Rats ganz zufrieden waren.
„Hate Ful“ und „Koka Kola“ bieten schlichte Pogo-Stimmung, Reggae-Verwandtes taucht in „Revolution Rock“ und „The Guns Of Brixton“ auf, in „Rudie Can’t Faü“ finden sich nur noch verfremdete Elemente. „Brand New Cadillac“ gehört in die Abteilung klassischer Schemenrocker, die „Spanish Bomps“ klingen annähernd beatlish. Stilverwandtschaft mit den Kinks läßt sich stellenweise auch nicht leugnen ( wieso auch, ist ja eher l n Kompliment) und in „Jimmy Jazz“ swingen Clash sogar ungemein locker und witzig; eine sparsam eingesetzte Phasergitarre führt die Thematik vor, Pfeifen und Gesangs- bzw. Gesprächsfetzen geben dem Ganzen einen improvisierten, spontanen Charakter, das Piano kling verstimmt, das Saxophon-Solo schlicht geil. Dazu dieser hingekotzte Gesang. Ray Davies kann’s auch nicht besser.
Trotzdem fehlt dieser LP auch nicht die für die frühen Clash eher erdrückende Stimmung. Wie „London Calling“ beispielsweise, der Einstieg in das Vier-Seiten-Werk, mit hartem, geradem Beat, Gitarrenlicks wie Horrorsirenen, im Nichts verhallenden Schreien und Texten voller Kriegsvisionen und Befürchtungen, eine neue Eiszeit stehe vor der Tür. Dazu politische Songs wie „Guns Of Brixton“ und „Spanish Bomps“, die in die Richtung zielen, die Harald Inhülsen (ME 2/79) in der Rezension von “ Give ‚ em… “ als zu pessimistisch und zu wenig distanziert bezeichnet hat. Dafür gibt’s allerdings wieder den auf diesem letzten Album vermißten Humor, Ironie und Zynismus. Komik und selbstkritische Distanz sogar.
“ Revolution Rock, I am in a State of shock so bad, badrock, this here revolution rock…“ „Revolution Rock“ „//ovr you get a rüde and a reckless? don ‚t you be so crude and a feckless you bin drinking brew for breakfast Rudie can’t fail…“ „Rudie Can’t Fail“.