The Dirt – Mötley Crüe on Tommy Lee, Mick Mars, Vince Neil, und Nikki Sixx mit Neil Strauss :: Die Drecksbande TheDirt-MötleyCrüe

Jaja, eh klar. Mötley Crüe braucht kein Mensch – der über und über tätowierte Mr. Tommy Lee, der immerzu unser aller liebstes Playmate Pam Anderson vermöbelte, der blondierte Kasper Vince Neil und ihre geschminkten Spießgesellen, Großmaul Nikki Sixx und Mick Mars, sie alle haben mit ihrem aufgeblasenen Glamgerocke weiß Gott nicht allzutiefe musikalische Spuren hinterlassen. Schon gar nicht solche, die in einem dicken Buch für die Nachwelt aufbereitet werden müssten. Aber darum geht’s hier auch nicht. Die Rede – schonungslos und ohne auch nur den leisesten Anflug von Scham – ist von dem, was sich Lieschen Müller unter der wilden, wüsten Welt der Rockstars vorstellt: Orgien, Drogenparties mit allem, was das Labor hergibt, schnelle Autos, noch schnellere Frauen, laute Gitarren, finstere Manager, Millionenhits, Mord & Totschlag und natürlich jede Menge Kohle. Willkommen im Los Angeles der 80er Jahre! Musiker tragen aufgeschlitzte Lederhäute, metallene Oberarmbänder, riesige Sonnenbrillen und hochtoupierte Pudelmützen-Frisuren. Um Hals und Hüften baumeln martialische Ketten, die Gitarren muten an wie bunte Plastik-Äxte. L.A. ist eine lustige Kreuzung aus Kiss, Halloween und Star Wars. Die musikalischen Vorbilder unserer vier Helden heißen Van Haien, Sweet und Cheap Trick. Oberstes Ziel: Sex satt, Geld mindestens genauso viel und Thrills, bis der Arzt kommt. Ab 1981 hatten Mötley Crüe all dies, wurden zu gefeierten Pophelden. Was THE DIRT nicht nur spannend, sondern höchst sympathisch macht, ist die fröhliche Offenheit, gepaart mit Selbstironie, mit der die Protagonisten ihre Story erzählen. Kostprobe? Geben wir Nikki Sixx das Wort. Seine Bilanz Anfang der 90er Jahre: „Zehn Jahre lang waren wir unbesiegbar gewesen. Niemand konnte uns etwas anhaben. Tommy und ich hatten eine betrunkene Frau in einem Wandschrank vergewaltigt, und sie hatte die Geschichte vergessen. Vince hatte jemanden bei einem Autounfall getötet und war damit durchgekommen.Wir hatten zwei Alben eingespielt, ohne] dass wir uns später an die Aufnahme!*] erinnern Konnten, und die hatten sich wie bescheuert verkauft.“ Sowas nennt man einen Lauf. Oder Ober-Aufreißer Tommy Lee, der aus dem versauten Nähkästchen plaudert: „Leider habe ich trotz meiner reichen Erfahrungen noch immer kein probates Mittel gefunden, um eine Frau, für die ich mich interessiere, von ihren blöden Freundinnen loszueisen, die sich langweilen, weil sie nicht selbst im Mittelpunkt stehen.“ Der Ärmste. The DIRT erschien 2001 im US-Original [ME 10/01) und kommt jetzt in einer sehr guten Übersetzung von Kirsten Borchardt als reich bebilderter Hardcover-Schlnken. Ein pralles Sittengemälde, authentisch und spannend. Das Schöne daran: Man muss die Musik der Jungs nicht hören 😉

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