The Doors

Absolutely Life

Elektra (Warner)

„Doors Absolutely Life“ heißt das neue Album, oder besser gesagt Doppelalbum der Doors. Wie der Titel schon verrät, handelt es sich hierbei um eine Liveproduktion, die Aufnahmen entstanden im vorigen Jahr in den Staaten. Meiner Meinung nach sind sie ein Beweis dafür, dass das Gerücht, die Doors seien live doch nicht ganz so gut wie im Studio, doch nicht so aus der Luft gegriffen ist. Ein grosser Teil der auf dem Album enthaltenen Titel sind Versionen von Titeln, die bereits auf älteren Alben veröffentlicht wurden. Die meisten dieser Nummern, so zum Beispiel auch „Soul Kitchen“ enttäuschen mich jedoch, einfach deshalb, weil ich die früheren Interpretationen eindrucksvoller fand. Ein sehr guter Titel ist jedoch „The Celebration Of The Lizard“, eine sehr rockbeeinflusste Nummer, die sich besonders durch die wirklich hervorragenden Lyrics auszeichnet. Es lässt sich nicht leugnen. Jim Morrison ist und bleibt ein ausgezeichneter Texter und dieser Fakt ist es auch, der jedem Titel, auch wenn er nicht ganz so gut ausgeführt ist, immer noch etwas Positives abgewinnt.

Ein bisschen enttäuscht bin ich von Ray Manzarek. Wenn ich zum Beispiel an „Light My Fire“, ein Titel der ersten Doors LP, zurückdenke, frage ich mich unwillkürlich, warum auf dem neuen Album Ray’s Orgel so im Hintergrund steht. Gerade die Orgel war es nämlich, die mich bei früheren Aufnahmen sehr beeindruckt hat und die ich deshalb hier entscheidend vermisse.

„Build Me A Woman“ und „Universal Mind“ sind zwei Titel, die mir ganz gut gefallen. Wieder ist es Jim, der sowohl was den Text betrifft, als auch mit seiner Stimme, die Zügel in der Hand hält. Irgendwie versteht er es, mit der gewissen Magic, die ausser ihm nur noch Mick Jagger eigen ist, einen von der ersten bis zur letzten Minute des Zuhörens in Spannung zu halten. Mir persönlich ging es jedoch so, dass ich diese Spannung zeitweilig direkt als unangenehm empfand, weil sie auf mich bewirkte, dass ich ständig auf irgendetwas wartete, was dann aber nicht zu kommen schien. Ein Höhepunkt fehlt auf dieser Platte völlig, aber gerade ein Höhepunkt ist es, auf den sich mein ganzes Warten konzentriert hatte. Auch das Klatschen, Stampfen und Schreien im Hintergrund ist nicht dazu angetan, mir das Ganze zu versüssen, im Gegenteil, ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass mir die Publikumsgeräusche eine Begeisterung einzusuggerieren versuchen, die ich eigentlich gar nicht empfinde. Auch Jim Morrison scheinen die Zwischenrufe auf die Dauer nicht angenehm zu sein, so dass er sich veranlasst fühlt, die Leute mit einem harten „Shut Up“ abzukühlen. Seine durchdringende Stimme bewirkt Wunder und für die folgenden Augenblicke kann man sich zur Abwechslung wieder einmal ganz auf die Musik konzentrieren ohne von Nebengeräuschen beeinflusst zu werden.

Zusammenfassend wäre zusagen, dass, wenn ich auch von der Interpretation der einzelnen Titel nicht hell begeistert bin, die Platte doch eine wirklich gute Atmosphäre ausströmt, die vor allem sogar echt und nicht künstlich heraufgezüchtet zu sein scheint. Und das versöhnt mich wieder ein bisschen. „Doors Absolutely Life“ ist keine schlechte Platte, man darf sie nur nicht mit früheren Doors-Produktionen vergleichen.