The Game – Doctor’s Advocate

Der alte kalifornische Gangster-Rap ist noch gar nicht richtig verklungen, da soll schon der neue her I Am Ende sieht er sich genötigt, sich selbst zu verteidigen. „Whydoyou hole The Game?“, lautet die Frage aller Fragen. Es ist ein nachdenkliches Outro, das viel intensiver klingt als vieles andere auf diesem nicht ganz unproblematischen Album. Ja, warum hassen denn alle The Game, diesen Typen, der da so schön über Rap-Erinnerungen referiert und einen wunderbaren Gospelchor singen lässt? Weil er nicht gerade der beste Botschafter für sein Genre ist. wie sich an anderen Stellen herausstellt. Sein künstlerisches Konzept ist ganz auf das Erbe des Gangster-Rap fixiert, verbunden mit allen Stereotypen, die man sich in so einem Kontext denken kann: Abfeiern der alten Helden N.W.A., üppiges Repertoire an Verbalinjurien, P-Funk-Anleihen in der Musik, Glorifizierung des Schurkenalltags in Compton.

Drogenelogen etc. Eigentlich alles überflüssig, da Dr. Dre noch immer dick im Geschäft ist, Ice Cube ein gutes Comeback hingelegt hat und Snoop derzeit so abräumt wie lange nicht. Ärgerlich ist der Anteil an frauenfeindlichen Äußerungen, der den auf vergleichbaren Produktionen noch übertrifft. „I can’t be fucked Uke o lesbian“, hat uns The Game zum Beispiel mitzuteilen, während er gleichzeitig bemerkt: .Joe manybitches in (he wortd not to fuck“. Gleich zu Anfang brüllt er einen feinen weiblichen Chor mit den Worten“.Shutyourmouth, bitch! „nieder. Später beschwert er sich über Groupies. die mit allen Stars schlafen und in jedem Videoclip zu sehen sind – und das in einem Track von Kanye West, der eigentlich Besseres verdient hat. Gerettet wird das Album durch kickende Grooves wie in „Too Much“ Samples aus dem Soul der Philly-Ära und Tracks, die inhaltlich nicht oder weniger zu beanstanden sind. Man muss The Game also nicht gleich hassen. Aber er sollte sich dringend einen Souffleur suchen, der ihm die richtigen Ansagen formuliert.

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