The Roots – Game Theory
Das Galgenmännchen auf dem Albumcover spricht Bände: Das siebte Studioalbum der Hip-Hopper aus Philadelphia ist eine ausgesprochen düstere Angelegenheit geworden. Aus gleich mehreren Gründen. Angefangen bei der wachsenden Desillusionierung gegenüber ihrem Heimatland, über den Rauswurf beim Geffen-Label (wegen schwacher Verkäufe des Vorgängers the tipping point) bis hin zum Tod zahlreicher Freunde, die der Hurricane-Katrina-Katastrophe in New Orleans und dem unzulänglichen amerikanischen Gesundheitssystem zum Opfer gefallen sind. Wie ihr Busenkumpel James Yancey alias Jay Dee. Er starb im Februar an einem Nierenleiden – was den dunklen, morbiden, beklemmenden Tenor des Albums erklärt. Der äußert sich vor allem in den Texten. In 13 Stücken, in denen Black Thought und Co. extrem grüblerisch zur Sache gehen. Also ohne vordergründige Wut, ohne Kraftausdrücke, ohne rebellische Attitüde, aber mit viel tiefgründigem Gedankengut zu den propagandistischen US-Medien L.False Media“), zurwachsenden Befremdung gegenüber Politik, Staat und System („Don’t Feel Right“), zum mangelnden Verständnis zwischen den Generationen („Baby“) sowie zum alltäglichen Überlebenskampf in amerikanischen Großstädten LAtonement“). Harter Tobak, den The Roots auf gewohnt gekonnte Weise intonieren. Mit cleveren Samples aus sechs Jahrzehnten Black Music, den filigranen Streicher-Arrangements von Larry Gold, einem spannenden Wechselspiel aus kraftvollen Raps und souligen Vocals sowie mit viel handwerklichem Können. So rangiert die stilistische Bandbreite auf GAME theory zwischen Breakbeats, Doo-Wop, Funk, Jazz und Rock. Wozu wahlweise wild rumgehüpft, noch wilder rumgeschmust oder einfach nur entspannt gechillt werden kann. Eine emotionale Vielfalt, die jedoch in Betroffenheit gipfelt: „Can’t Stop This“ ist die finale Hommage an Jay Dee – unterlegt mit einem vergnüglichen Jackson-5-Sample. So dicht liegen Freude und Trauer beieinander.
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