The Who – Tommy – Deluxe Edition

Der Rock-Meilenstein in der bis dato luxuriösesten Ausstattung. Dass ausgerechnet der taubstumme, blinde Tommy eine der wildesten Beat-Formationen der Swinging Sixties vor dem frühen Untergang bewahren sollte, hätte sich Who-Chefideologe Pete Townshend in seiner Frühzeit als Anführer der Mod-Gang wohl nicht träumen lassen. Statt satter Rückkopplungs-Orgien mit Todeswunsch-Fantasien ließ das Quartett zum Ausklang der sechziger Jahre das vertrackte Psychogramm eines gesellschaftlichen Außenseiters als Rock-Oper vom Stapel. Das ambitionierte Doppel-Vinyl-Werk galt, obwohl ähnlich durchdachte Konzepten britischer Kollegen wie The Kinks Ithe village Green preservation society, arthur], Nirvana the story of simon simopath) und The Pretty Things (s.f. sorrow mehrere Monate vor tommy erschienen waren, als erste Rockoper. Fortan zählten die ehemals nicht unbedingt als gesellschaftsfähig betrachteten Who zum Establishment, spielten in vornehmen Opernhäusern vor zum Teil erlauchtem Publikum und gönnten sich im Jahre 1969 nur einen einzigen lund zwar desaströsdekadenten] Auftritt – beim schlammigen Medienereignis des Jahres, dem Woodstock-Festival. Die dünne TOMMY-Story vom anrührenden Soziopsychopathen mit der missbrauchten Kinderseele, die den engelslockigen Frontmann Roger Daltrey zur Rock-Ikone avancieren ließ, wird seither mit nicht enden wollender Akribie ausgewertet: vom London Symphonie Orchestra mit Starbesetzung über einen schrillbunten Hollywood-Movie von Ken Russell bis hin zum mehrfach preisgekrönten Broadway-Musical reichen die Bearbeitungen der Rock-Oper. Seit Erfindung der CD wurde der Verkaufsrenner gleich mehrere Male von der Who-Plattenfirma wieder aufgelegt. Die jüngste tommy deluxe Edition auf zwei SACDs dürfte, sowohl was die Tongualität als auch das Material anbelangt, sämtliche Vorgänger übertrumpfen. Pete Townshend sagt denn auch über den abermals von Who-Spezialist Jon Astley digital von den Original Mastertapes optimierten CD-Hybriden (5.1-Surround-Sound-, SACD-Stereo- und CD-Stereo-tauglich] überschwänglich: „Tommy in meisterlicher Audio-Qualität zu hören, so wie wir es als Band vor vielen Jahren bei den monatelangen Aufnahme-Sessions haben wollten, ist eine ganz besondere Erfahrung – und sicherlich auch für alle Who-Fans!“ Recht hat er, der Herr Townshend, und außerdem dürfen sich Die-Hard-Aficionados auch an 17 raren, zum überwiegenden Teil unveröffentlichten Session-Outtakes, Alternativ-Versionen und Home-Demos delektieren. Und die kommerzielle Ausbeutung, pardon, Auswertung findet auch mit dieser Premium-Ausgabe kein Ende.