Buchkritik

Thorsten Nagelschmidt

Arbeit

S. Fischer Verlag (29.04.2020)

Geschickt montierter Roman aus den Randgebieten des Erwerbslebens.

Ein Dealer. Eine Späti-Besitzerin. Eine junge Polizistin. Eine nicht mehr ganz junge Buchhändlerin. Die Fahrerin eines Essens-Lieferdienstes. Die arme Seele, die in einem Hostel die Nachtschicht schmeißen muss. Der Taxifahrer, der die Fahrt seines Lebens wittert. Thorsten Nagelschmidt, vielen als Sänger der Gruppe Muff Potter bekannt, erzählt in seinem neuen Roman von denen, die Berlin am Leben halten. Er lässt sie träumen, (oft schlechte) Ideen haben, an ihren Ambitionen scheitern, und das auf verhältnismäßig engem Raum: Beinahe die gesamte Handlung ist rund um den Kiez zwischen den U-Bahn-Stationen Schlesisches und Kottbusser Tor angesiedelt.

„NEVER FORGET – der 90er-Podcast“, Folge 9: Deutschpunk feat. Thorsten Nagelschmidt – hier samt Playlist im Stream
Thorsten Nagelschmidt in der Ecke Berlin-Kreuzbergs, in der auch sein neuer Roman spielt

Wie geschickt Nagelschmidt dabei die einzelnen Erzählstränge eines Tages und einer Nacht verwebt, wie sehr sie auf eine Ende hinauslaufen, das genauso spektakulär ist wie die Serie an Bränden, die die Stadt heimsucht, wird erst gegen Ende des Buches klar, beziehungsweise: fast gegen Ende. Denn alles hört damit auf, dass einer der BVG-Kehrwagen die Stadt saubermacht. Der erste große Berlin-Roman des Jahrzehnts.

„Arbeit“ von Thorsten Nagelschmidt ist am 29. April 2020 erschienen.

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