Tied & Tickled Trio – 2nd Album

TIED& TICKLED TRIO 2nd Album

PAYOLA/COMMUNITY/VIRGIN

Es ist schon ein wenig beängstigend, wie unangreifbar gut alles wird, was die Acher-Brüder in die Hand nehmen. Im Tied & Tickled Trio schreiben sie fort, was sie an musikalischer Sozialisation in Papas Dixie/Swingband erfahren haben. Dabei verhält sich das Tied & Tickled Trio zu seinem weit erfolgreicheren Projekt The Notwist ungefähr so, wie Chick Coreas Acousticzu seiner Electric-Band – und auch wieder nicht. Geht es dem großen Jazzmeister Chick Corea doch nur darum, das Klangbild zu verändern, aber mit jeweils verschiedenen Mitteln an das gleiche Ziel zu gelangen. Im Gegensatz dazu geht die Reise für die Achers ganz woanders hin, sobald sie sich Saxophon oder Flügelhorn gegriffen haben. Ins Neuland, natürlich, auch im Tied & Tickled Trio; doch Song oder Nicht-Song – das ist für sie nicht mehr die Frage. Über den Zusammenhang zwischen Postrock und Jazz erspare ich mir hier zu fabulieren: Was hier überwunden werden will, ist Jazz, und das machen die Drei äußerst raffiniert. Indem sie sich auf die kleine Form beschränken und innerhalb dieser mit dem Prinzip der Reduktion das der Improvisation ausstechen. Abseits jeder virtuosen Wichserei treibt das Tied & Tickled Trio seine cool schwelenden Jazz-Fakes in Kleinstschritten voran und gelangt im Ensemblespiel zu hypnotischen Ergebnissen. Sogar Console-Nerd Martin Gretschmann hat für das Trio seine Lust am elektronischen Störmoment als solchem ruhen lassen. Gretschmanns Rumpelkammer-Beats manifestieren sich nicht mehr als Störsounds, als „Unruhepol“ (Songtitel) werden sie notwendiger Kontrapunkt zur kammermusikalischen Instrumentierung des Trios.