Usher

COMING HOME

mega/gamma (VÖ: 9.2.)

Er ist wieder da – und war doch nie weg: Ushers erstes Soloalbum seit 2016 setzt erstaunlich unpeinlich auf die Stärken des R’n’B-Crooners.

Der Lover vom Dienst ist wieder zurück, der Meister geradeso an der Pornographie vorbeischlitternden Sexsongs immer mit genug plausible denialibility, damit Songs noch auf der richtigen Seite der Radiotauglichkeit bleiben. Und er meint’s ernst: Interviews mit Vogue und GQ, neues Album und natürlich: eine Superbowl-Halbzeit-Show, quasi der Olymp des US-Pop. Wenn das mal kein Comeback ist?

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Ist es aber nicht – zumindest wenn man es ganz genau nimmt. Denn eigentlich war Usher kaum je weg. Nicht nur bleiben Songs wie „Yeah!“ und „Climax“ absolute Clubbanger, nein, er veröffentlichte seit 2016 auch einige Singles, releaste ein Kollaborationsalbum mit einem jungen Produzenten, teaste eine Fortsetzung zum Erfolgsalbum „Confessions“, das dann doch nicht erscheinen sollte. Stattdessen folgte eine Residency in zwei der großen Casino-Konzerthallen von Las Vegas, die so beliebt war, dass sie zwei Mal verlängert und sogar nach Paris exportiert wurde, er trat beim Videoformat „Tiny Desk“ des öffentlichen Radios der USA auf und wurde vom R’n’B-Star langsam zur absoluten Ikone. Neue Musik? Damit brauchte man es nicht mehr ganz so eilig zu haben, wenn man eh schon Ikonen-Status inne hat.

Der Lover vom Dienst ist wieder zurück

Aber nun ist es wohl Zeit für ihn nach Hause zu kommen. Wenn man dieses Zuhause als die Plattenschränke, Streaming-Playlisten und Jahresbestenlisten der Musikwelt definieren möchte. Und Usher bleibt auch hier seinen Stärken treu: schon auf dem Opener, Titeltrack „Coming Home“ spricht er direkt davon, mit seinem Gegenüber im Bett kuscheln zu wollen und, eh, mehr, auf „I Am the Party“ wird es ähnlich explizit und im Clubbanger „BIG“ geht es vordergründig um seine Standardbestellung bei McD als Kind, und zwischen den Zeilen um… na, ihr wisst schon.

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So weit, so Usher – aber der mittlerweile 45-jährige hat in den vergangenen Jahren auch gelernt, was einen modernen Mann ausmacht. So singt er etwa gutgelaunt auf „Good Good“ davon, mit seiner Ex gut befreundet zu sein, oder lässt im Video zu „Risk It All“ ganz im Sinne moderner, emanzipierter Männlichkeit Tränen fließen.

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Und er weiß auch: wer auch fast dreißig nach seinem Debüt noch relevant sein will, muss es schaffen, das gegenwärtige Bedürfnis nach Nostalgie, wie es Tiktok-Remixe von 90er und Nullerjahre-Hits beweisen, mit Zeitgeist zu verbinden, ohne dabei in ein peinliches Anzubiedern. Und da setzt Usher nicht nur auf erstaunlich geschmackvolle Produktion (und natürlich ist auch ein Amapiano-Stück dabei), sondern auch auf Kollaborationen mit einigen der aktuell hottesten Künstler:innen: Obonjayar, Summer Walker, The-Dream, 21 Savage, Pheelz und sogar Ex-BTS-Herzensbrecher Jung Kook. Das absolute Albumhighlight bleibt aber das ultraminimalistische „Risk It All“ mit H. E. R., die beweist, warum der Typ mit den leicht unangenehmen Sexsongs und den unfassbaren Gesangsskills auch 2024 noch relevant bleiben wird.

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