Van Halen – Ou 812 :: Kraftakt

Trotz eines erheblichen Handicaps im Zuge der Vorbereitungen (Gitarren-Genie Eddie van Haien ließ sich in der renommierten Betty Ford-Klinik erst einmal trockenlegen, entsagte dem Alk und anderen Lastern), bringt das Quartett seine ureigene Mischung aus kommerzieller Glätte und schwerem Rock wieder einmal genau auf den Punkt. Der mitunter behäbige Mid-tempo-Opener „Mine All Mine“ fungiert vornehmlich als atmosphärischer Appetithappen und stimmt den Hörer auf den stilistischen Parcours vorzüglich ein. Das folgende „When It’s Love“ (gewisse Ähnlichkeiten mit „Why Can’t This Be Love“ von 5150 sind durchaus beabsichtigt) erweist sich als die rührige, emotionsbeladene Ballade, die wohl unvermeidlich ist, um bei US-Radio-Djs auf Interesse zu stoßen. Doch dann: Spätestens mit „A. F. U. (Naturally Wired)“, ganz und gar Gitarren-grundiert, funkelt Van Halens spielerische Extra-Klasse wie ein Stern am Firmament, verknüpft Eddie Blues-, Heavy Rock-, ja selbst Country-hafte Elemente auf seinem Instrument so gekonnt, daß man laut Beifall klatschen möchte. Dazu die markante Stimme von Sommy Hagar, der solide Baß von Michael Anthony -— und Bruder Alex, der mit seinen Double-Baß-Drums die gesamte Band aus dem Studio zu trommeln scheint. Fazit: OU 812 ist mit seinen neun Songs ein Meisterwerk in Sachen Kompaktheit, Kompetenz und rockiger Raffinesse.