Various Artists – Heartworn Highways

1975 hatten sie noch nicht mal einen Plattenvertrag: der blutjunge Rodney Crowell, wenig später als Gitarrist und Songwriter in Emmylou Harris‚ Hot Band zu Ruhm gekommen, genausowenig wie Steve Earle, der – hier zu sehen – als hagerer Jüngling an Guy Clarks Küchentisch eine frühe Version seines „Mercenary Song“ zum Besten gibt. Andere indes gehörten schon zu den Stützen der Szene, die mit der Schlagermafia aus Nashville nichts zu tun haben wollte und lieber an einer Real-Life-verwurzelten Version von Country arbeitete: der gewichtige Charlie Daniels, der es auch beim Rockpublikum zu Ansehen brachte; Guy Clark mit seiner Frau Susanna, beide hochtalentierte Songwriter. Guy zudem ein begnadeter Performer; und natürlich Townes Van Zandt, der wohl größte aller Songschmiede dieser Generation, in jenen Tagen auf dem Peak seines Schaffens. Jim Szapalski. ein Freund von Guy Clark, drehte diesen ungewöhnlichen, in seinen Ausdrucksmitteln kargen und daher völlig authentischen Low-Budget-Film im Jahr 1975. Wir besuchen Townes auf seiner Farm, erleben David Allan Coe bei einem Gig im Tennessee State Prison, lassen uns von Guy Clark den Gitarrenbau erklären und lauschen Steve Young. Zum Ende des 90-Minuten-Films hocken sie alle in der guten Stube der Clarks, mit Kind, Kegel, Hund und Jack Daniels und summen ein herzergreifendes „Silent Night“. Wie sagte einst Emmylou: „I think we’ve lost the living room in music.“ Dieser Film hält fest, was sie damit meinte. Zwar bietet Heartworn Highways keine Untertitel oder Sound-Optionen, dafür aber reichlich Bonusmaterial: darunter zum Beispiel Townes‘ Ballade von „Pancho & Lefty“, Guy Clarks „Desperados Waiting For A Train“ sowie Songs von Young und Crowell. Eine der besten Musikdokumentationen, die ich je gesehen habe.