Visage – Visage

„I dance for you, if you want me to“, sagte das Spielzeug, und „I gave you my best but you gave me the rest“.

(Mind Of A Toy, Visage). All diese niedlichen kleinen Spielzeuge, bizarr verkleidet und geschminkt, bewegen sich nun auf den Tanzflächen, die vom jüngsten Londoner Trendsetter, Steve Strange, regiert werden. Strange, schön wie Milch und Blut und wie ein Märchenprinz in Samt und Seide gekleidet, hatte für das Visage-Projekt die Ultravox-Musiker Billy Currie und Midge Ure angespitzt, Rusty Egan, sowie John Mc-Geoch und Dave Formula, beide von Magazine. Der romantische Einschlag, der sich in der optischen Präsentation der post-Punk-post-New Wave-in crowd manifestiert, findet sich wieder in der Musik von Visage. Zwar sitzt hier niemand am Spinett, doch die diversen elektronischen Tasten werden nicht mehr für befremdliche, düstere Klangexperimente gedrückt. Extravaganz ja, aber eine, die zu rüschiger Garderobe paßt. Visage vereint die Gegensatze, die einst zwischen Gary Numan, Ultravox und (natürlich) Roxy Music klauten zu einer versöhnlichen, eleganten Mischung, ein wenig Disco blitzt ebenfalls hindurch. Ich würde sagen, Visage ist die Dandy-Version einer Bewegung. Dickens’sches Elend ist nicht gefragt, sollten wir über den Snob-Appeal Oscar Wild’scher Prägung in eine neue Ära des Glitterrock einlaufen? Der dumpfe Rhythmus animiert zum Tanzen, doch hinten in der Ecke feixt schon ein synthetischer 80er Mantovani-Clone. Dazwischen fühlt man sich wohl in einer Hülle aus ein gängigem Elektronik-Pop, dessen exklusives Flair jedoch ebenso schnell verfliegt, wie das viel zu teure Parfüm, das Du Dir für diesen Abend gekauft hast. Wer der Verführung erliegt, muß sich jedoch nicht unbedingt dafür schämen.