
Diese verdammten Wanda. Dieses Phänomen von 2014, das alles sein sollte. Neues Wien, altes Wien, neue Männlichkeit, alte Männlichkeit, die Hoffnung und das Lebensgefühl einer Generation und irgendwas mit AMORE. Ja, wie geil das alles war. Doch dann kam BUSSI und das Geile war nun peinlich, durch, abgeklatscht. Was sollte also Album Nummer drei noch bringen? Schlager, Ballern, Kirmes?
Nein. Stattdessen das: ruhige Musik und zartes Gesäusel von einer „traurig schönen Kindheit in 0043“. Die erste Single von NIENTE war eine mutige Wahl.
Keine für die Band typische Mitgröl-Hymne, sondern ehrliche Melancholie statt verbissener Aphorismen-Jagd. Spätestens mit „Ein letztes Wienerlied“ wird klar, dass die Band ihr Themen-, Instrumenten- und Genrerepertoire zum Besseren erweitert hat.
NIENTE ist trotzdem kein Bruch. Es geht wieder um Jahreszeiten, Zweisamkeit, irgendeine Schwester, Scheitern, Krankheit, Tod und den Versuch eines leichtfüßigen Lebens. Vor allem aber geht es diesmal um Kindheit und Erinnerungen – und das ungewöhnlich klischeebefreit. Wanda ist vielleicht die einzige Band, die man genauso hart lieben wie hassen kann, beides gleichzeitig, beides zu Recht.
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