Wyclef Jean – Masquerade

Weil er ein heilender Geist, ein elder biz-man und zuvorderst der vielleicht genialste und ehrlichste Eklektiker unter Gottes heller Sonne ist, hat Wyclef Jean bald den ganzen Black Music-Mainstream durchproduziert und darf Alben wie MASQUERADE aufnehmen, die immer viel zu viel wollen – und doch auch ganz schön viel kriegen. Als gelte es, verlorenes Land zurückzuerobern und seine stete Bereitschaft zur wohl für ewig ausstehenden nächsten Fugees-Großtat zu demonstrieren, gibt Jean zuerst einmal zwischen „Message To The Streets“ (sie!) und „You Say Keep It Gangster“ (sie! sie!) den waschechten Rapper – Weltverbesserung und „Unten mit euch“-Beteuerungen im Mund- und Mahlwerk, unter anderem mit Freddie Foxxx, M.O.P. und später mit Claudette Ortiz von City High im Rücken. Vorne herum bemüht um den ganzen Mann, legt Wyclef Jean aber schon von Anfang an den flauschigen Teppich aus. Auch die etwas kantiger gehaltenen Hip-Hop-Stücke strotzen vor Musikalität. Zwischen romantischem Piano-Kitsch und zwei zünftigen Breakbeat-Brechern gleitet der Meister immer weiter in den Reggae, der ihm die einzig wahre Herzenssache ist. Covert noch einfühlsam und mit großem Lustgewinn „December 1963“ alias „Oh What A Night“ der Four Seasons, jagt mit Tom Jones in amüsanter Hatz dessen „Pussycat“ um den Block und nimmt sich später auch noch das mausetote Nimmergrün „Knockin‘ On Heaven’s Door“ zur Brust – in Gedenken an seinen im vergangenen Jahr verunglückten Vater. Doch da hat uns der alte Schmeichler schon 50 viel jamaikanischen Honig ums Maul geschmiert und echten Soul predigend so nachhaltig die Herzen erwärmt, dass wir mit leuchtenden Augen geschmeidig wogend so ziemlich alles abnicken.

www.wyclef.com