Xiu Xiu

Dear God, I Hate Myself

VÖ: 26.3.

Klickerdisco, Angstdramen und absurder Frohsinn. Mit diesem Album treibt Jamie Stewart den Artpop auf die Höhe der Zeit.

Der beste Witz zum Thema „Steuer-CDs“ stammt natürlich von Harald Schmidt und geht so: „Warum begegnet man keinen FDP-Mitgliedern mehr auf der Straße? Die sind alle im Finanzamt bei der Selbstanzeige.“ Wie das mit der Selbstanzeige auch funktionieren kann, wäre bei Jamie Stewart nachzuschauen, wobei die Schuldfrage völlig vom Verstecken von viel Geld abgekoppelt ist.

Das auf zahlreiche Longplayer, Singles und Kollaborationen verstreute Werk des 38-jährigen Amerikaners ist eine in Sound gemeißelte Klageschrift mit stark autobiografischen Tönen. Stewart vertont Ängste und Klaustrophobien, er treibt den Schmerz aus der Cut-up-Kunst in den Pop und hat noch tolle Worte dafür: THIS SONG IS A MESS AND SO AM I oder DEAR GOD, I HATE MYSELF. So heißt das neue Album, auf dem der Künstler wieder alle dramaturgischen Register ziehen kann, ohne sich noch einmal am Rock-Kanon abarbeiten zu wollen. Rock ist tot. Diese Songs sind großenteils aus dem gebaut, was man Drum Machines und Keyboards entnehmen kann, wenn man sich ihnen entfremdet hat – eine Kakophonie, die so dunkel wie Zartbitterschokolade ist, angereichert mit schönstem Gewimmer, dissonanten Pianoparts, grandios piesackenden Noise-Sequenzen, absurdem Frohsinn und hübsch dilettierender Klickerdisco.

Ungebrochen ist hier nichts, bis auf die Albumeröffnung „Gray Death„, während der The Cure in drei Minuten geteert und gefedert werden. Der Dank geht an einen der großen Zerstörer der letzten Jahre. Stewart hat Artpop auf die Höhe der Zeit gebracht.

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