Sean „Diddy“ Combs: Alle Informationen zum aktuellen Prozess
Fragen nach den Vorwürfen, Zeug:innen und dem Strafmaß werden hier beantwortet.

Der Prozess gegen Sean „Diddy“ Combs wegen Verdachts auf schwere Sexual- und Gewaltverbrechen läuft seit Anfang Mai. Hier gibt es einmal alle Informationen zu den Vorwürfen und dem Gerichtsverfahren gegen den HipHop-Mogul im Überblick.
Welche Anklagen und Vorwürfe stehen im Raum?
Wie zahlreiche Medien übereinstimmend berichten, lauten die Anklagepunkte des aktuellen Prozesses gegen Diddy von Seiten der New Yorker Staatsanwaltschaft wie folgt: Verschwörung zur organisierten Kriminalität, zweifacher Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung (engl. „Sex Trafficking“) und Beförderung zum Zweck der Prostitution. Außerdem wird ihm vorgeworfen, Personen entführt, unter Drogen gesetzt und zu sexuellen Handlungen gezwungen zu haben, manchmal unter Einsatz von Schusswaffen und Androhung von Gewalt.
Unabhängig vom New Yorker Gerichtsverfahren gibt es zahlreiche Zivilklagen gegen den Rapper. Eine Anwaltskanzlei aus Houston vertritt mittlerweile 120 Männer und Frauen, die Combs verklagt haben. Einige der Kläger:innen waren zum angeblichen Tatzeitpunkt minderjährig und eines der jüngsten mutmaßlichen Opfer soll neun Jahre alt gewesen sein. Eine Reihe weiterer Kläger:innen wird von anderen Anwälten vertreten.
Eine der essentiellen Klagen stammt von Casandra „Cassie“ Ventura, Combs Ex-Freundin. Die Sängerin, die lange bei Diddys Label unter Vertrag stand, beschuldigt ihn des sexuellen Missbrauchs, der Vergewaltigung sowie der physischen Gewalt und wirft ihm zusätzlich emotionalen Missbrauch vor. Mittlerweile wurde die Klage außergerichtlich verhandelt und beigelegt – trotzdem gilt Ventura als eine der wichtigsten Zeug:innen im aktuellen Prozess.
Besonders im Fokus stehen immer wieder sogenannte „Freak Off“-Feiern. Dabei handelt es sich angeblich um frühere exzessive Sex-Partys, bei denen Ventura und zahlreiche weitere Kläger:innen den Vorwürfen zufolge sexuell missbraucht, vergewaltigt und dabei gefilmt worden sind.
Welche Zeug:innen kommen zu Wort?
Aktuell befindet sich der Prozess in der Phase der Zeug:innenaussagen der Anklage. Casandra Ventura, ihre Mutter Regina Ventura sowie Kerry Morgan, eine langjährige Freundin Venturas, haben bereits ausgesagt. Ebenfalls sprachen bisher der Escort Daniel Phillip, Sängerin Dawn Richard und Combs ehemaliger Assistent David James. Viele der Aussagen schilderten schwerwiegende Vorwürfe gegen Combs, darunter körperliche Gewalt, Drohungen, erzwungene sexuelle Handlungen und Drogenmissbrauch.
Wer in den kommenden Prozesstagen ebenfalls vorgeladen wird, ist derzeit nicht öffentlich bekannt. Es wurden im Zuge der zahlreichen Klagen und der polizeilichen Ermittlungen jedoch immer wieder einige prominente Namen genannt. Teilweise kann man also damit rechnen, dass diese ebenfalls noch vor Gericht aussagen werden. Unter ihnen sind Michael B. Jordan, Mike Myers, Kanye West, Kid Cudi und viele weitere.
Was sagt der Angeklagte zu den Anschuldigungen?
Sean „Diddy“ Combs hat bislang noch nicht ausgesagt. Ob und wann das passieren könnte, ist derzeit nicht bekannt. Gemeinsam mit seinem Anwaltsteam weist er jedoch jegliche Vorwürfe der Staatsanwaltschaft zurück und plädiert auf nicht schuldig. Alle sexuellen Handlungen, die mitunter bei den „Freak Offs“ geschehen sein sollen, seien im gegenseitigen Einvernehmen erfolgt. Combs lehnte im Vorfeld des Prozesses sogar eine außergerichtliche Einigung ab.
Das einzige Eingeständnis des 55-Jährigen bezieht sich auf die Gewaltvorwürfe seiner Ex-Partnerin Cassie, die zum Teil durch ein öffentlich geleaktes Video belegt sind. Wie unter anderem der „Spiegel“ berichtete, bestätigten auch seine Anwälte, dass er häusliche Gewalt gegen Frauen ausgeübt habe.
Mit welcher Strafe muss Sean „Diddy“ Combs rechnen?
Der Strafrechtexperte und Anwalt Zachary Margulis-Ohnuma erklärte gegenüber dem ARD-Studio New York: „Nimmt man alles zusammen, könnte Combs im Fall eines Schuldspruchs den Rest seines Lebens im Gefängnis verbringen.“
Das genaue Strafmaß hängt aber von der letztendlichen Schuldigsprechung ab: Im Falle der Verurteilung wegen organisierter Kriminalität droht ihm eine lebenslange Haftstrafe. Sollte Combs wegen Sexhandels schuldig gesprochen werden, droht ihm eine Mindeststrafe von 15 Jahren Haft, und im Falle des Menschenhandels zum Zwecke der Prostitution liegt die Höchststrafe bei zehn Jahren.