The Last Dinner Party im Interview: „Fuck, wir sind Queen!“
Kurz bevor die Band in die Oberliga des Rock’n’Roll vorstößt, trafen wir sie zum Gespräch in Berlin.
Das schwierige zweite Album? Gibt’s nicht bei The Last Dinner Party. Mit FROM THE PYRE präsentieren die fünfe Britinnen eine Sammlung persönlicher Geschichten, miteinander verbunden durch ein mythologisches Konzept. Die Platte ist dunkler und roher als ihr gefeiertes Nr.-1-Debüt und entfaltet sich als opulentes Gesamtkunstwerk voller emotionaler Wucht, barocker Spannweite und theatralischer Bilder. Kurz bevor die Band in die Oberliga des Rock’n’Roll vorstößt, trafen wir sie zum Gespräch in Berlin.
Aigail Morris, Georgia Davies und Lizzie Mayland sehen nicht unbedingt so aus, als würden sie direkt vom Scheiterhaufen kommen, FROM THE PYRE also, wie ihr neues und zweites Album heißt. Am Vortag hatten sie mit ihren Mitmusikerinnen Aurora Nishevci und Emily Roberts ausgerechnet mitten in Soho ein westernartiges, surreales Video für die erste neue Single „This Is The Killer Speaking“ gedreht, nun sind sie – lachend und fotoshootingready zurechtgemacht – in einem Studio in Berlin: Zum vierten Mal in anderthalb Jahren gibt die Band am Wochenende ein Konzert in der Stadt, nach Auftritten in Velodrom (als Hozier-Support), Gretchen und Uber Eats Music Hall spielen The Last Dinner Party beim Lollapalooza-Festival. Die Termindichte ließe sich problemlos auf irgendeine andere Stadt in Europa oder den USA übertragen: Seit die Band im April 2023 ihre erste Single „Nothing Matters“ veröffentlicht hat und im Februar des folgenden Jahres mit dem Debütalbum PRELUDE TO ECSTASY von null auf eins in die UK-Charts einstieg, werden The Last Dinner Party international als eine der aufregendsten neuen Indie-Rock-Sensationen gefeiert und sind quasi durchgehend auf Tour, im Studio oder bei Preisverleihungen und PR Terminen. So auch heute: Aurora und Emily sind kurzfristig erkrankt, die anderen drei nehmen sich fast eine Stunde Zeit für den
Musikexpress.
Nach dem großen Durchbruch hättet ihr eine längere Pause machen können. Warum war es wichtig, so schnell ein zweites Album aufzunehmen?
ABIGAIL: Es gibt natürlich die strategische Ebene: Man sollte das Momentum des ersten Albums nutzen. Viel mehr als das hatten wir aber einfach riesige Lust, wieder ins Studio zu gehen und fanden die Idee, ein zweites Album zu machen, wahnsinnig aufregend. Wir fühlten uns inspiriert, hatten jede Menge Ideen und waren absolut bereit für den nächsten Schritt.
Es ist eine Binse, in der aber ja Wahrheit steckt: Für das erste Album hat man sein ganzes Leben Zeit, für das zweite nur wenige Monate. War es so?
LIZZIE: Ich kann mich an ein Interview erinnern, in dem Lauryn Hill gefragt wurde, warum sie nie ein zweites Album gemacht habe. „Ich habe seitdem nicht gelebt“, lautete ihre Antwort. So war es bei uns zum Glück nicht. Wir haben zwar viel gearbeitet, aber du darfst nicht vergessen, dass alles, was wir erlebt haben, für uns neu und aufregend war. Auch unser Privatleben ging parallel weiter … Im Gegensatz zu Lauryn Hill haben wir durchaus gelebt.
ABIGAIL: Und wie wir gelebt haben! Wir leben immer noch, jeden Tag. Wir kosten das Leben bis zur Neige aus.
GEORGIA: Es ist natürlich schade, dass es nur dieses eine Lauryn-Hill-Album gibt, aber irgendwie gefällt mir das auch: Eins der besten Debütalben aller Zeiten, Punkt, aus, Schluss.
ABIGAIL: Verdammt, du hast recht. Die Chance haben wir verspielt.
Nachdem Lizzy Mayland die einzige längere Pause der Band im Dezember 2024 sogar noch genutzt hatte, um mit „The Slow Fire Of Sleep“ ihre erste Solo-EP zu machen, wollten The Last Dinner Party ihr zweites Album anschließend eigentlich erneut mit James Ford aufnehmen. Aber dann erkrankte der wichtigste britische Produzent der Gegenwart an Leukämie und die Band musste sich nach anderen Kandidaten umsehen. „James ist in Remission, es sieht wohl gut aus“, sagt Georgia, „aber wir mussten uns kurzfristig um Alternativen kümmern.“ Also trafen sie sich mit möglichen Kandidaten und blieben bei dem Routinier Markus Dravs hängen, dessen Arbeit für Dinner-Party-Lieblinge wie Florence + the Machine und Arcade Fire sie überzeugt hatte. Dravs setzte sich akribisch mit den Demos auseinander und im Januar und Februar 2025 ging die Band zunächst in ein kleineres Londoner Studio, um Demos aufzunehmen und weiter an den Songs zu arbeiten, die Abigail Morris von drei Ausnahmen abgesehen erneut am Klavier komponiert hatte. „Woman Is A Tree“ entstand an der Gitarre, „I Hold Your Anger“ ist von Aurora, Lizzie hat Teile von „Second Best“ geschrieben. Im März zogen sie dann mit Dravs in ein größeres Studio weiter, wo sie das Album – unterbrochen von einer kleinen Japan-Tour – in sechs Wochen produzierten. FROM THE PYRE in London zu machen, war ihnen nach der langen Zeit auf Tour wichtig: endlich wieder zu Hause sein, Umzüge organisieren, Freunde treffen!
Das Album beginnt mit folgenden Zeilen aus dem Song „Agnus Dei“: „’Twas London Bridge, The ocean came / Lee Hazlewood you were singing.“ Wie kommt man auf so was?
ABIGAIL: Ich war betrunken, tagsüber, wohlgemerkt. (lacht) Ich habe an meinen Crush zu der Zeit gedacht, es sollte ein romantisches Bild sein.
Und diese Person hat Lee Hazlewood gesungen?
ABIGAIL: Das ist doch wirklich sehr romantisch, nicht? Der Songtitel klingt im Wortlaut ein bisschen wie der Name dieser Person. Ich dachte, es sei clever, den Namen nicht direkt zu nennen, damit die betreffende Person niemals herausfindet, dass es um sie geht.
LIZZIE: Dann hättest du es jetzt nicht erzählen dürfen.
ABIGAIL: Oops, stimmt, es ist ja ein Geheimnis.
GEORGIA: Ein offenes Geheimnis.
Derart metaphorische, bildreiche Texte sind typisch für dich. So was lässt sich schlecht planen, geht das nur betrunken?
ABIGAIL: Ich muss einfach nur betrunken sein und in der Sonne rumstehen, dann kommt alles ganz von selbst. Aber nein, die Wahrheit ist profaner: Ich bin nicht besonders diszipliniert. Ich kann mich nicht ans Klavier setzen und so lange Ideen variieren, bis etwas Gutes dabei herauskommt. Also bin ich darauf angewiesen, zu warten, bis ich von selbst eine gute Idee habe.
Warst du auch betrunken, als du die erste Zeile von „Inferno“ geschrieben hast? Sie lautet immerhin: „I’m Jesus Christ, I’m swinging / In a gallery in France.“ Das musst du erklären!
ABIGAIL: (lacht) Da war ich stocknüchtern, ich schwöre. Aber ich war krank, und zwar richtig, harte Grippe. Ich finde das einfach lustig, es ist eine gute Zeile, um einen Song zu eröffnen.
Was hat es damit auf sich?
ABIGAIL: Exakt das, was ich auch singe: Ich war in Paris, bin durch die Straßen gelaufen und erblickte in einer Kunstgalerie dieses Christusbild. Also habe ich ein Foto gemacht und darüber geschrieben. Es ist ein komödiantisches Lied.
Echt jetzt? Im weiteren Verlauf des Songs kommen eine Guillotine, ein Inferno und ein gehöriges Maß an Selbstzweifeln vor. Überhaupt geht es in der Liebe auf diesem Album immer wieder zu wie auf einem Schlachtfeld …
ABIGAIL: Meine Hauptinspiration war Pat Benatar! (lacht) Nein, natürlich nicht. Ich schreibe einfach grundsätzlich sehr viel über Liebe und Beziehungen. Ich finde es interessant, wie in „Agnus Dei“ über jemanden aus meinem Leben zu schreiben, der auf diese Weise gewissermaßen unsterblich wird. Was bedeutet das, ist es dann überhaupt noch eine reale Person oder nur mehr eine Figur in einem Song? Mich interessiert die Dynamik zwischen Muse und Künstler, vor allem, wenn es sich um ein Wechselspiel handelt, weil wir in unserem Fall beide Künstler:innen sind. Wir haben doch kürzlich erst darüber gesprochen, Georgia, wie war das noch mal?
GEORGIA: Wir haben über diese Art des autobiografischen Songwritings gesprochen, am Beispiel von Leuten wie Bob Dylan, Joan Baez, Elisabeth Fraser oder Jeff Buckley.
ABIGAIL: Genau! Das sind Leute, in deren Songs immer wieder reale Menschen vorkamen, die also intimste Details über ihre Beziehungen in ein öffentliches Gespräch gewandelt haben.
Auch der Liebeskummer-Song „Second Best“ wirkt wie ein intimes Gespräch. Ist FROM THE PYRE am Ende ein Trennungsalbum?
ABIGAIL: Indirekt. Das Ding ist, dass ich jedes Mal eine Trennung durchmache, wenn ich an einem neuen Album arbeite. Das war beim Debüt so und jetzt ist es schon wieder passiert. Aber die Texte reichen weiter, es geht eher um uns als Band.
Insofern könnte man „The Pyre“ als metaphorische Studie über den Übernachterfolg einer Gruppe von Freundinnen lesen, meinst du das?
ABIGAIL: Man hört in diesen Songs hoffentlich, wer wir anfangs waren, was wir zwischendurch alles erlebt haben und wo wir jetzt stehen. Wie wir als Menschen und Musikerinnen gemeinsam gereift und in unser Leben hineingewachsen sind. Es ist ein bisschen so wie diese Striche, die Eltern am Türrahmen machen, um die jeweilige Größe ihrer Kinder zu markieren.
Auf welcher Höhe wäre der aktuelle Last-Dinner-Party-Strich?
ABIGAIL: Ungefähr an der Türschwelle. (lacht nicht)
FROM THE PYRE wirkt sächlich basieren einige Songs auf älteren Ideen, die beim Debüt keine Verwendung fanden. Mit den schwelgerisch arrangierten Barock-Pop-Dramen „Woman Is A Tree“ und „I Hold Your Anger“, die von der Klavierballade „Sail Away“ miteinander verknüpft werden, findet das Album indes in eine andere Form, ehe das Finale mit „The Scythe“ und dem Schlussakkord „Inferno“ FROM THE PYRE im großen Bogen abschließt. Man könnte diese Songs getrennt voneinander hören, es wäre nur vollkommen sinnlos. Spätestens ab dem fünften Song – „Rifle“, mit einem französisch gesungenen Intermezzo! – wirkt FROM THE PYRE wie ein einziges gewaltiges Epos mit stetig an- und abschwellender Dramaturgie, exorbitanten Melodiebögen, Meditationen über das Gelingen von Zweisamkeit, ohne sich selbst darin zu verlieren. Es ist abermals ein ebenso luxuriöses wie opulentes Spektakel, ein orchestrales Album im klassischen Sinne, ein Gesamtkunstwerk. Wenn das Debüt dem Titel nach das Vorspiel war, ist FROM THE PYRE tatsächlich die Ekstase, der Hauptakt.
Es gibt dieses Foto von euch, auf dem ihr mit Brian May von Queen posiert, der euch backstage bei einem Konzert in London besucht hat. „The Last Dinner Party smashing it tonight“, hat er dazu geschrieben. Ich kann mich noch genau an unser erstes Interview vor zwei Jahren erinnern. Damals habt ihr mir von Queen vorgeschwärmt und erzählt, wie wichtig die Band für euch war. Ein paarMonate später steht plötzlich Brian May in eurer Garderobe. War das der eine Moment, der am ehesten symbolisiert, was da mit euch passiert ist in diesen zwei Jahren?
GEORGIA: Dieses Foto wäre auf jeden Fall ein aussichtsreicher Bewerber für das offizielle „Wir-haben’s-geschafft-Bild“. Diese drei Tage im Hammersmith Apollo in London, wo wir da gespielt haben, waren generell nicht von dieser Welt. Dieser Ort hat eine so unfassbare Geschichte! David Bowie hat dort sein berühmtes Ziggy-Abschiedskonzert gespielt. Nun stehen wir plötzlich auf dieser Bühne und Brian May kommt uns besuchen, es war unglaublich.
ABIGAIL: Einmal haben wir auf dem Primavera Sound in Porto gespielt. Unser Slot war direkt vor Lana Del Rey, es war ein wunderschöner Sommerabend, die Sonne ging langsam unter, vor der Bühne standen 60.000 Menschen. Keine andere Band hat parallel gespielt, alle waren bei uns. Es fühlte sich an, als würden wir Glastonbury headlinen, überall Menschen. Als wir von der Bühne kamen, sahen wir uns an und sagten: „Fuck, wir sind einfach mal Queen, heute Abend waren wir Queen!“
Fühlt sich Erfolg so an, wie ihr ihn euch vorgestellt habt?
ABIGAIL: Es gab keinen Masterplan, erfolgreich zu werden, und folglich auch keine Idee davon, wie es sich anfühlen würde. Irgendwann wurde uns einfach klar: Wir verdienen unseren Lebensunterhalt mit unserer Musik. Dann sind wir jetzt wohl professionelle Musikerinnen. Dieser Moment der Erkenntnis hat uns alle umgehauen.
LIZZIE: Man hat ja vorher einfach gar keine Ahnung, was hinter den Kulissen bei diesen ganzen Bands wirklich passiert, die man mag. Was die Leute fühlen, denken, wie es ihnen geht. Was Erfolg ihnen bedeutet oder nicht. Die gehen halt irgendwann auf die Bühne und da sieht man sie dann. Man kennt nur das öffentliche Image.
Es gibt als junge Band niemanden, an dem man sich orientieren kann?
LIZZIE: Exakt. Woher hätten wir das wissen sollen? Was haben berühmte Bands abseits von Bühne und Studio für organisatorische Aufgaben, wie sieht das normale Leben dieser Leute aus? Davon hatten wir absolut keine Vorstellung. Es ist also im Grunde gar nicht möglich, sich dieses Leben zu wünschen, von dem man ja nur diesen minikleinen Ausschnitt kennt: 70 Minuten auf der Bühne, Fotos, Musik. Also leben wir es einfach.
ABIGAIL:Wir finden in Echtzeit für uns selbst heraus, wie das alles so ist.
Natürlich habt auch ihr noch andere Rollen in der Band als die offensichtlichen. Wie geht ihr heutzutage mit den mannigfachen Energien in der Band um, wie setzt ihr sie ein?
ABIGAIL: Das ist ein sich permanent wandelnder Prozess. Nach meiner Wahrnehmung haben wir keine festen Schubladen, in denen wir jeweils stecken. Als Freundinnen und Mitmusikerinnen arbeiten wir im Team zusammen und haben ein Gespür dafür, was die anderen brauchen. Das gilt auch privat: Wenn es einer von uns schlecht geht, kann sie sich an den anderen anlehnen – und am nächsten Tag ist es genau andersrum. Es gibt bei uns nicht eine Person, die immer nur das Gleiche tut. Wir sind komplexe menschliche Wesen.
GEORGIA: Eine der schönsten Sachen an dieser Band ist, dass es neben der Musik noch so viel andere kreative Räume gibt. Lizzie hat tolle Ideen für das Bühnenbild, Abby macht immer diese tollen Moodboards, es gibt so viele Möglichkeiten bei uns, kreativ zu werden. Eigentlich gibt es nur eine Regel …
Welche?
GEORGIA: Wir versuchen als Band wirklich immer absolut alles selbst zu machen. Wir sind die Kreativdirektorinnen.
Es gibt in dieser Industrie ziemlich viele Leute, vorwiegend Männer, die Newcomer nach ihren Vorstellungen formen wollen. Gab es jemals den Versuch, euch zu beeinflussen?
EMILY: Nein, das ist zum Glück nie passiert. Wir sind in der Band schon genug Köchinnen und haben nach außen ein ziemlich ausgeprägtes Territorialverhalten. Jüngere, unerfahrene Solokünstler geraten sicherlich schnell in die Mühlen der Marketingmaschine, wenn sie noch nicht so genau wissen, was sie wollen und nicht den Rückhalt einer Band haben. Aber da wir jedes Mal mit einer verdammten 60-seitigen Power-Point-Präsentation ins Meeting kommen, gibt es bei uns keine auszufüllenden Leerstellen. Niemand muss uns sagen, was wir zu tun haben. ABIGAIL: Das bedeutet allerdings nicht, dass wir beratungsresistent sind. Unser Label ist sehr gut darin, unsere Arbeit zu vermarkten.
GEORGIA: Sie machen ihren Job, wir unseren.
Ihr dürftet euch in den vergangenen zwei Jahren noch besser und anders kennengelernt haben. Wie hat sich eure Freundschaft dadurch entwickelt?
LIZZIE: Ich habe das Gefühl, dass wir uns sogar noch nähergekommen sind.
GEORGIA: Was lustig ist, weil vor allem wir drei, Lizzie, Abby und ich, schon vor der Band wahnsinnig eng miteinander befreundet waren. Wir haben zusammengewohnt, jede freie Minute miteinander verbracht und hatten viele gemeinsame Freunde. Zusammen zu arbeiten ist natürlich etwas anderes. Das Schöne ist aber, dass ich mich jetzt immer richtig freue, die anderen mal wieder in einem anderen Kontext zu treffen, wenn wir Pause haben. Ich sehe Lizzie beinahe jeden Tag in irgendwelchen Reisemitteln, auf der Bühne, im Studio, bei Interviews. Aber als wir kürzlich von einer sechswöchigen Tour nach Hause gekommen sind, habe ich mich total über deine SMS gefreut, kannst du dich erinnern? „Bock, abzuhängen?“, hast du geschrieben …
LIZZIE: Natürlich kann ich mich erinnern.
GEORGIA: Ich fand das super und hab’ direkt geantwortet: „Aber unbedingt will ich mit dir abhängen, auf ins Pub!“
ABIGAIL: Es ist einfach schön, mit unseren Partnern und anderen Freunden mal wieder gemeinsam Zeit als Gang zu verbringen.
Gab es einen Moment im Studio, den ihr euch gewissermaßen tätowieren würdet, weil er repräsentativ für alles stand, was in dieser Produktion wichtig war?
ABIGAIL: Ich erinnere mich, permanent auf die Knie gefallen und begeistert geschrien zu haben, wenn Lizzie ihre Gitarren-Magic abgezogen hat. Es ist irre, was sie auf diesem Album spielt. Da ist zum Beispiel diese eine Stelle in dem Song „The Scythe“, wo sie mit einem E-Bow spielt, bevor der Song in den Refrain abhebt. Als sie das zum ersten Mal gemacht hat, stand ich gerade im Kontrollraum. Ich habe laut vor Glück geschrien: „Oh mein Gott!“ Ein wahnsinnig euphorischer Moment. Das wäre mein Tattoo.
Nach dem Auftritt beim Lollapalooza ist erst mal Pause: The Last Dinner Party fahren nach Hause, Georgia reist nach Manchester, um sich Oasis anzusehen. Dann gibt es ein paar Proben mit der neuen Interims-Schlagzeugerin Victoria Smith, die alte Spinal-Tap-Frage ist in dieser Band nämlich weiterhin ungeklärt und wird es wohl auch bleiben: „Wir hatten nie das Gefühl, eine feste Schlagzeugerin zu brauchen“, sagt Abigail. „Wir fünf sind so eine eingeschworene Gemeinschaft, dass es vermutlich schwer für jemand anderes wäre, da noch hineinzufinden.“ Wenn diese Zeilen gelesen werden, geht alles wieder von vorne los: Bis März nächsten Jahres spielen The Last Dinner Party Konzerte in Europa und auf den britischen Inseln. Im Februar 2026 sind sie wieder in Berlin, sie spielen im Velodrom, dem Ort ihres ersten Konzertes. Diesmal als Main Act.



