Unangenehmes Kreischen


Aus dem Nichts ins Vorprogramm der Rolling Stones - vor großen Erwartungen haben The Kooks keine Angst.

Luke Pritchard rutscht unruhig auf dem roten Sofa in der Musikexpress-Redaktion herum. Der Sänger mit den lockigen Haaren ist müde, es ist das zehnte Interview an diesem Tag, an dem außerdem noch Gitarrist Hugh Harris Geburtstag hat: 19 Jahre alt ist er geworden (zwei Jahre jüngeralsLuke) und freut sich über jeden, der ihm gratuliert. Wenige Minuten zuvor haben die beiden auf akustischen Gitarren der andächtig lauschenden Redaktion neue Songs vorgespielt, eingängige, bluesige Stücke mit zweistimmigem Gesang, teilweise nur skizzenhaft angerissen, teilweise fertig durchkomponiert – alles aber sehr interessant und äußerst hörens wert. Für die erfolgreichen Newcomer ist es im Moment gar nicht so leicht, an Material für ein neues Album zu arbeiten: „Wir schreiben zwar ständig, wenn wir auf Tour sind, finden aber kaum Zeit, um als ganze Band neue Stücke zu proben. Eigentlich geht das nur während des Soundchecks, und auf Festivals gibt’s nicht mal das“, sagt Luke und hustet. Immerhin: Eine dreiwöchige Pause sieht der Tourplan vor, da will die Band daheim in Brighton an den vielen neuen Songs feilen.

Ansonsten sieht für The Kooks momentan alles prächtig aus: Ihr gefeiertes Debüt inside in/inside out erreichte in England Doppel-Platin für 600.000 verkaufte Exemplare, Konzerte werden regelmäßig in größere Hallen verlegt, und jüngst fragten gar die Rolling Stones an, ob die Band nicht Lust habe, in Cardiff als Support-Act aufzutreten. „Das ist alles ein bisschen unheimlich“, sagt Hugh und kratzt sich am Hinterkopf. „So viele Leute möchten an dem teilhaben, was wir machen — was ja verständlich ist, wenn man etwas wirklich mag. Wenn aber zum Beispiel die Fans bei unseren Konzerten kreischen, ist mir das fast unangenehm. Ich fühle mich einfach nicht anders als vor unserem Erfolg.“ „Ich glaube, das hat auch mit unserem Umfeld zu tun. Da behandelt uns niemand wie Diven, das tut uns ganz gut“, grinst Luke.

Dass die beiden überzeugt sind, in ihrem Tour-Umfeld gut aufgehoben zu sein, ist wichtig: Die aufreibende Tournee ist noch lange nicht vorbei; nach Japan, England und Deutschland stehen im Oktober die USA auf dem Plan. Das nächste Album wird also noch ein wenig warten müssen. Hat die Band nach all dem Erfolg nicht auch ein wenig Angst vor der „schwierigen“ zweiten Platte? „Das ist lustig, diese Frage bekommen wir oft gestellt, und ich verstehe gar nicht, weshalb“, sagt Luke. „Wieso sollten wir Angst davor haben? Das Einzige, wovor sich Bands bei neuen Albenfürchten, ist, dass sie sich nicht verkaufen. Aber darum geht’s uns nicht. Gute Bands waren immer dann am besten, wenn sie das gemacht haben, was sie konnten. Wir wollen einfach ein großartiges zweites Album aufnehmen.“

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