Konzertbericht

Yung Hurn live in Berlin: Ausverkaufte Halle für Falco des Cloud-Raps


Der Wiener ist endlich wieder in Berlin aufgetreten – die Erwartungen waren groß.

Die Columbiahalle ist für Rap-Fans wahrscheinlich ein zweites Zuhause. Beim Betreten der ausverkauften Location weiß fast jeder, wo er hin muss. Einige kämpfen noch mit sich, ob sie an der endlosen Garderobenschlange anstehen oder sich den Voract skrt cobain und Baby Bens widmen, aber alle bewegen sich zielsicher durch die Venue.

Räuberischer Überfall auf Yung Hurn

Der Saal und vor allem die ersten paar Reihen vor der Bühne platzen aus allen Nähten. Ohne Gnade, ohne Rücksicht drücken sich Menschen durch und wollen so weit wie möglich nach vorn. Im Kanon erklingen Dankesrufe an Yung Hurn: „Danke Yung Hurn, du bist der beste.“ Eine Zeile aus seinem Track „Ponny“, die sowohl zu einem Gebet seiner Fans als auch zum Motto seines Merchandise geworden ist.

Performance, die wir schon besser erlebt haben

Die Rufe werden immer lauter und fast schon pünktlich (nur 15 Minuten verspätet) taucht der Wiener auf der Bühne auf. Das Konzert läutet er mit seinem Song „Nein“ aus seinen Anfangszeiten ein. Die Moshpits, die in der Mitte der Halle entstehen, rauben jedem umstehenden in der Menge die Luft. Das hält die Fans aber nicht davon ab, sich gegenseitig textsicher anzuschreien.

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Von alten Hits wie „Eisblock“, „Opernsänger“ oder „Popo“ bis hin zu neueren Releases wie „eine nase“, „Elfbar“ oder „Aus Mein Kopf“, die Setlist hat nicht enttäuscht. Dafür aber seine Energie. Teilweise sang Yung Hurn lustlos in sein Mikrofon oder schlenderte von der einen zur anderen Seite über die Bühne. Das kann man dem 28-Jährigen aber trotzdem noch verzeihen. Er weiß nämlich genau, was er machen muss, und ob er es dann auch wirklich macht, entscheidet er spontan.

Der Yung-Hurn-Kult

In der ersten Reihe finden sich fast nur weibliche Fans, die mit schmachtenden Augen gegen die Absperrung gedrückt werden. Der Rapper nimmt sich während seines Auftritts immer mal wieder Zeit, von der Bühne zu hüpfen und den Menschen Autogramme, Fotos oder auch einfach nur seine Hand anzubieten. Begleitet wird er währenddessen von einem Kameramann, der die Szene mit einem alten Camcorder filmt und an die Wand projiziert. Man könnte meinen, man schaue einem Promi auf dem roten Teppich zu.

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Neben seiner Rave- und Synth-Pop-Tracks holt er auch ruhigere Songs aus dem Repertoire, die er vor allem unter seinem Alter Ego „K.Ronaldo“ veröffentlicht hat. Bei „Rot“ erscheint die Location in gleichnamigen Licht und Yung Hurn beweist noch mal, warum er früher als Schmuserapper betitelt wurde. Zum Schluss des Konzertes stimmt er romantisch in seinen Track „Ponny“ ein, auf den alle schon sehnlichst gewartet haben. Beim Wechsel zu dem harten Drum-Pattern rastet die gesamte Halle noch mal aus, die ihn mit ihrem Geschrei überstimmt.

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Als Cloud-Rap noch komisch war

Yung Hurn gehört zu den Pionieren des deutschsprachigen Cloud-Raps. Als der Rapper aus Wien 2015 seinen ersten Track „Wiener Linien“ veröffentlichte, waren der Rap-Welt die minimalistischen und dahergemurmelten Sätze über Liebe, Sex und Drogen noch fremd. Mit „Bianco“ katapultierten sich Kollege RIN und Julian Sellmeister, wie Yung Hurn mit bürgerlichem Namen heißt, aus der SoundCloud-Bubble hinaus. Für die einen ist er ein Schmuserapper, für die anderen ein Frauenfeind. Obwohl er sich dieser Kritik schon lange stellen muss, scheint es seinen Erfolg nicht zu mindern.

Zu kürzlich aufgekommener Kritik bezüglich seiner Texte und einem vorwurfsvollen Song gegen ihn, äußerte er sich auf seinem Auftritt nicht.