Hüsker Dü

1985: THE MIRACLE YEAR

Numero Group/Cargo (VÖ: 7.11.)

Live-Dokumente jener Zeit, als sich aus dem Hüsker-Dü-Hardcore Indie- und Alternative Rock entwickelten.

1985 ist für Hüsker Dü allein deshalb THE MIRACLE YEAR, weil mit NEW DAY RISING und FLIP YOUR WIG gleich zwei grenzenlos gute Alben erscheinen. This band is on fire! Das Live-Set mit vier LPs dokumentiert diese zwölf Monate, in denen Hüsker Dü den Pop entdeckten und Alternative-Rock erfanden – und dies alles, ohne auch nur einen Jota von ihren Hardcore-Wurzeln abzurücken. Teil 1 des Sets ist der komplette Mitschnitt einer Show zu Beginn des Jahres 1985, im zweiten Teil sind Aufnahmen von weiteren Gigs des Jahres zu hören. Es muss ein Wahnsinnsgefühl gewesen sein, damals Teil von Hüsker Dü zu sein.

Bob Mould, Grant Hart und Greg Norton fliegen die Hits nur so zu: „Celebrated Summer“, „Makes No Sense At All“, „The Girl Who Lives On Heaven Hill“, „Don’t Wanna Know If You Are Lonely“ – das sind damals alles nagelneue Songs, doch allen ist klar: Das werden Klassiker. Hüsker Dü spielen mit der Lässigkeit einer Band, die genau weiß: Was wir hier und jetzt machen, ist genau richtig.

Das trifft auch auf die Coverversionen zu, darunter „Helter Skelter“ und „Ticket To Ride“ von den Beatles, für Hüsker Dü ebenso wichtig wie die Sex Pistols oder die Dead Kennedys. Da das Trio auf den Studioplatten immer ein wenig generisch klingt (vor allem, was die Abmischung des Schlagzeugs betrifft), bietet dieses Live-Set die Möglichkeit, Hüsker Dü völlig unverfälscht zu hören. Was bedeutet: explosiv eingesetzte Crash-Becken, die Gitarre bratzig, der Bass treibend – aber immer eine Spur zu leise. Und der Gesang? Im Kern Pop, mit Superharmonien, eindrucksvoll geprägt vom blinden Verständnis, das Bob Mould und Grant Hart damals auszeichnet.

Diese Review erschien zuerst im Musikexpress 12/2025.