Florence + The Machine
EVERYBODY SCREAM
Republic/Universal (VÖ: 31.10.)
Ritual-Pop mit Lärm und Liebe, Schreien und Hexerei.
Geht es nach Florence Welch, soll das Schreien wieder gemeinschaftliches und körperliches Ereignis werden: EVERYBODY SCREAM! Dazu passt der Verweis auf die Musik von Swans im Vorfeld der Veröffentlichung: Michael Gira und seine Band inszenieren höllischen Lärm als himmlisches Ritual. Bei Florence + The Machine geht’s nur ein Viertel so laut zu, aber die Bezüge zum Rituellen sind erkennbar, beim Song „Sympathy Magic“ zum Beispiel, mit seinen Trommeln und Gesängen. Seit ihrem Debüt LUNGS (2009) inszeniert sie sich als Zeremonienmeisterin, singt über Mädchen mit nur einem Auge und Jungs, die Särge zimmern. Spätestens 2020 ist WitchTok ein Riesending auf TikTok. Welch musste sich fragen: Die Sache weiter bedienen – oder raus da? Sie entschied sich fürs Erstere.
Das Album erscheint an Halloween, es gibt einen „Witch Dance“, ein Stück über „The Old Religion“. Jedoch, ganz wichtig: Dies ist kein Budenzauber. „Music By Men“ handelt von der maskulinen Dominanz und mündet in die wuchtige Selbstermächtigung „You Can Have It All“. Bei „One Of The Greats“ wird die von Welch formulierte Idee, Adele mit Swans zu kreuzen, erlebbar.
Im Hintergrund singt die Seelenverwandte Ethel Cain, als Co-Produzenten fungieren Mark Bowen (Idles) und Aaron Dessner (The National), die Intensität des Songs ist beeindruckend. Ein Favorit der Platte kommt mit weniger Zinnober aus: „Buckle“ ist vergleichsweise reduziert – und fördert das Gefühl, dass eine Florence-Platte ohne Machine auch mal eine schöne Sache wäre.
Diese Review erschien zuerst im Musikexpress 12/2025.



