Der ECHO wird abgeschafft


R.I.P., Echo!

Der ECHO wird abgeschafft. Dies hat der Vorstand des Verbandes der Musikindustrie (BVMI) am Dienstag in einer außerordentlichen Sitzung beschlossen.

In einem Statement teilt der BVMI am Mittwoch mit, dass der ECHO „ein großartiger Preis und zugleich zentrales Branchenevent mit vielen bewegenden Momenten und herausragenden Künstlerinnen und Künstlern gewesen“ sei. Es stehe „außer Frage, dass Deutschland als drittgrößter Musikmarkt der Welt zur genre- und generationsübergreifenden Auszeichnung von Künstlerinnen und Künstlern weiterhin Musikpreise mit Leuchtturm-Charakter braucht“. Allerdings, so heißt es weiter, dürfte ein solcher Preis „keinesfalls als Plattform für Antisemitismus, Frauenverachtung, Homophobie oder Gewaltverharmlosung wahrgenommen“ werden.

ECHO 2018: Alle Gewinner der Preisverleihung im Überblick
Der BVMI-Vorstand bittet ferner um Entschuldigung für das „um den diesjährigen Echo herum Geschehene“. Dies könne „zwar nicht mehr rückgängig gemacht werden“, man wolle aber dafür sorgen, „dass sich ein solcher Fehler in Zukunft nicht“ wiederhole.

Zuletzt kündigte der BVMI Erneuerungen im Mechanismus des Musikpreis ECHO an, wurde aber nicht konkret. Man bedauerte, dass weitere ECHO-Gewinner ihre Preise zurückgaben und erklärte wiederholt die Unterschiede zwischen ECHO Pop, ECHO Jazz und ECHO Klassik.

Fest steht nun: Den viel kritisierten ECHO in seiner bisherigen Form wird es nicht mehr geben – ein neuer Musikpreis ist aber in Planung.

Kollegah und Farid Bang sägen den ECHO ab

ECHO 2018: Unser Lehrer Doktor Specht gegen Kollegah
Im Vorfeld, während und nach der ECHO-Verleihung 2018 kam es zum Eklat, weil die Rapper Kollegah und Farid Bang trotz, nun ja, kontrovers diskutierter Textzeilen für einen ECHO nominiert wurden, einen gewannen und zudem live auftreten durften. Sogar ECHO-Rekordhalterin Helene Fischer meldete sich in dieser Angelegenheit zu Wort, zahlreiche Preisträger, darunter Daniel Barenboim und Marius Müller-Westernhagen, wollten ihre Trophäe(n) zurückgeben.

Was deshalb und wegen einer Vielzahl anderer Kritikpunkte bei einem eventuellen ECHO 2019 hätte besser werden müssen, hatten wir hier aufgelistet.

Lest hier das vollständige Statement über den „NEUANFANG FÜR DEN DEUTSCHEN MUSIKPREIS“:

„Den „ECHO“ wird es nicht mehr geben. Das hat der Vorstand des Bundesverbandes Musikindustrie gestern in einer außerordentlichen Sitzung in Berlin beschlossen. Der ECHO sei viele Jahre ein großartiger Preis und zugleich zentrales Branchenevent mit vielen bewegenden Momenten und herausragenden Künstlerinnen und Künstlern gewesen. Auch steht für den Vorstand außer Frage, dass Deutschland als drittgrößter Musikmarkt der Welt zur genre- und generationsübergreifenden Auszeichnung von Künstlerinnen und Künstlern weiterhin Musikpreise mit Leuchtturm-Charakter braucht. Man wolle jedoch keinesfalls, dass dieser Musikpreis als Plattform für Antisemitismus, Frauenverachtung, Homophobie oder Gewaltverharmlosung wahrgenommen wird. Das um den diesjährigen ECHO herum Geschehene, wofür der Vorstand sich entschuldigt habe, könne zwar nicht mehr rückgängig gemacht werden, man werde aber dafür sorgen, dass sich ein solcher Fehler in Zukunft nicht wiederhole.

Die Marke ECHO sei so stark beschädigt worden, dass ein vollständiger Neuanfang notwendig sei, der auch eine Neuaufstellung bei ECHO KLASSIK und ECHO JAZZ nach sich ziehe. In dieser Überzeugung nennt der Vorstand bereits erste konkrete Schritte: Er wird die drei Preise in eine eigene Struktur überführen. Im Zuge dessen werden auch die bisher involvierten Gremien ihre Tätigkeit einstellen. Die Kriterien der Nominierung und Preisvergabe werden dabei vollständig verändert. Wie beim ECHO KLASSIK und ECHO JAZZ, die von Anfang an reine Jury-Preise waren, soll beim neuen Musikpreis auch für den Pop-Bereich die Jury stärker in den Vordergrund rücken.

Für die Konkretisierung der Änderungen wird sich der Vorstand die erforderliche Zeit nehmen. Mit dem erklärten Ziel, den neuen Preis im Sinne aller Künstler sowie der gesamten Branche zu gestalten, soll es im Juni einen Workshop geben, um möglichst viele Ideen und Erwartungen aus der Branche beim Prozess der Neugestaltung einzubeziehen. Gleichzeitig ist der BVMI bereits an Institutionen herangetreten, um die gesellschaftlich notwendige Debatte über die Kunstfreiheit und ihre Grenzen mitzugestalten.

Ausführliche Informationen zu den Verleihungen in den Bereichen Jazz und Klassik folgen in Kürze. Die Jazz-Preise werden am 31. Mai in Hamburg in kleinerem Kreis ohne TV-Inszenierung verliehen. Im Fokus stehen die Künstlerinnen und Künstler und ihre Musik.“