Nick Cave erteilt Morrisseys „Anti-Woke-Brandrede“ eine Absage
Der Musiker lehnte das Angebot zur Zusammenarbeit ab.

Nick Cave hat ein Angebot von Morrissey im vergangenen Jahr abgelehnt. Das hat Cave jetzt in seinem Blog „Red Hand Files“ bestätigt. Er lehnte die Kooperations-Anfrage ab, obwohl er es als langjähriger Fan eigentlich „gerne getan hätte“. Doch statt ihn einige Zeilen singen oder im Hintergrund unterstützen zu lassen, habe der ehemalige The-Smiths-Sänger ihn gebeten, den Track mit einer „unnötig provokanten“ gesprochenen Rede zu eröffnen.

Cave: „Das war nicht mein Ding“
„Ich denke, ich habe dem Grundgedanken in gewissem Maße zugestimmt., Aber es war einfach nicht mein Ding“, erklärte Cave. „Ich versuche, Politik – ob kulturell oder anders – aus der Musik, an der ich beteiligt bin, herauszuhalten“, so Cave weiter. „Ich finde, dass sie eine schwächende Wirkung hat. Und dem zuwiderläuft, was ich zu erreichen versuche.“
Trotz dieser Distanz zum Inhalt hegt Cave großen Respekt für Morrisseys künstlerische Arbeit. Er beschreibt ihn als „eine komplexe und kontroverse Figur, jemand, der großen Gefallen daran findet, Menschen aufzuregen“, ebenso als „wahrscheinlich den besten Songwriter seiner Generation“. Cave gestand außerdem, ihn bisher niemals getroffen zu haben — vielleicht gerade deshalb bleibe er „Fan“.
„Anti-Woke-Screed“ statt Gesangseinlage
Die Mitteilung geschah im Anschluss an die Frage eines Fans, ob Cave Morrissey schon einmal persönlich begegnet sei. Dabei kam heraus, dass Morrissey ihn im Jahr 2024 per E-Mail um seine Mitwirkung an einem neuen Song gebeten habe. Cave wäre eigenen Angaben zufolge gerne bereit gewesen, mitzuwirken — wäre da nicht die Form, in welcher Morrissey ihn einbinden wollte. „Das Stück, das er mir geschickt hat, war zwar ziemlich schön“, so Cave, „doch es begann mit einem langen und für das Stück völlig irrelevanten griechischen Bouzouki-Intro“ — einem langhalsigen Saiteninstrument.
Über dieses instrumentale Intro, so Cave weiter, wollte der ehemalige The Smiths-Sänger „dass ich eine etwas alberne Anti-Woke-Brandrede vortrage, die Morrissey geschrieben hatte.“ Auf den Inhalt des Textes ging Cave nicht weiter ein, habe das Angebot jedoch „höflich abgelehnt“.
Bereits 2019 schrieb Cave auf seiner Website, dass er sich in Gegenwart jeglicher Ideologien unwohl fühle, die von sich behaupten, „die Wahrheit“ oder „der eine Weg“ zu sein, und distanzierte sich damit von der „woken“ Bewegung.
Morrisey: „Niemand will meine Musik veröffentlichen“
Morrisseys letztes Soloalbum I AM NOT A DOG ON A CHAIN erschien im Jahr 2020. Im November erklärte der Sänger, sein bisher unveröffentlichtes Album BONFIRE OF TEENAGERS liege seit 2022 unter Verschluss — unter anderem wegen seiner kontroversen Äußerungen.
„Wie ihr wisst, will niemand meine Musik veröffentlichen“, sagte Morrissey via „Billboard“ vor einem Publikum in New Jersey. „Ihr wisst das, weil ich mich für die Redefreiheit stark mache. In England ist das mittlerweile strafbar.“ In einem Interview im vergangenen Jahr behauptete Morrissey außerdem laut „Rolling Stone“, das neue Album sei „ zum Schweigen gebracht“ worden, da die „Idiotenkultur“ seine Veröffentlichung verhindere.
Morrissey in der Kontroverse
Morrissey startete nach dem Aus von The Smiths 1987 eine ebenso bewegte wie erfolgreiche Solokarriere. Seine Songs kreisen um Außenseiter, Tierrechte, Liebe und Sexualität — geprägt von beißender Selbstironie, Offenheit und provokanten Statements. Er bewegte sich im Laufe seiner Karriere von links nach rechts und scheute dabei keine Auseinandersetzung.
Morrissey ist trotz ausgebliebener neuer Musik weiter live aktiv. Er beendete im Frühjahr einige Konzerte in Nordamerika und ist nun bis August auf Europa-Tour. Auch für September und Oktober sind weitere Auftritte in Nordamerika vorgesehen.