Popkolumne, Folge 242

Paulas Popwoche: Der Sommer der geilen Alben und krasse Comebacks


Paula Irmschler über Sum 41, Kitana, Justina, Bebe Rexha, „Brainwashed“ und die Reunion von *NSYNC.

Ich war ein bisschen „off“ zuletzt, daher hat sich mal wieder einiges angestaut. Was ist zum Beispiel aus den Leuten beim „Burning Man“ geworden? Ich habe sie jedenfalls in meine Gebete eingeschlossen.

Pop-Punk der Woche: Sum 41

Was ist noch passiert? Nach dem Pop-Punk-Revival der jungen Leute, Olivia Rodrigo, WILLOW, KennyHoopla und so, erwachte ich gestern zu zwei Liedern aus vergangener Zeit. Habe ich zu lange oder zu kurz geschlafen? Doch der Zeitstempel, irgendwas mit 2023, verriet mir, dass da alles seine Richtigkeit haben soll.

Natürlich wollen die OG des Genres sich nicht die Butter vom Brot nehmen lassen, was uns nicht nur neue Pop-Punk-Ergüsse von Avril Lavigne einbrockt, sondern auch von blink-182 (endlich wieder in Originalbesetzung) und Sum 41. Letztere haben ein Video geliefert, bei dem man wirklich nicht mehr sagen kann, ob das nun nostalgisch oder schlichtweg hängen geblieben ist. Egal! Es macht alles irgendwie Spaß und das ist doch die Hauptsache.

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Sum 41: Deryck Whibley gibt Update über seinen Gesundheitszustand

Doku der Woche: „Brainwashed“

Gezeitschleift fühlt man sich ja auch allzu oft, wenn man ins Kino oder ins eigene Wohnzimmer geht. Die Regisseurin Nina Menkes weiß auch warum. Sie klärt in der Doku „Brainwashed – Sexismus im Kino“, die eigentlich ein visualisierter Vortrag ist, über den „Male Gaze“ in Filmen auf – und es ist alles noch tiefer verwurzelter, auch bei einem selbst, als man wohl gedacht hätte. Außerdem ist es aktueller als es einem lieb wäre: Die Frau als passives Objekt, das beobachtet und sexualisiert wird und selten selbst schaut, findet sich immer noch zuhauf in Kulturprodukten – und hat natürlich Spuren in der weiblichen und männlichen Sozialisierung hinterlassen. Dabei dachte man ja schon, es habe sich viel getan seit Metoo und überhaupt gibt es doch so viele weibliche Regisseurinnen mittlerweile, die machen doch alles ganz anders? Pustekuchen. Beziehungsweise wird eben alles viel langsamer besser. Man denke an das aktuelle Video der Rolling Stones oder, ja leider auch, an „Barbie“.

Hier geht’s zur Doku.

Paulas Popwoche: Der „Barbie“-Film hat mich traurig gemacht

Video der Woche: Justina mit „Chashm (Yes Sir!)“

Nicht nur gegen den männlichen Blick, sondern auch gegen männliche Gewalt, die bis zu systematischen Inhaftierungen und Morden führt, und für weiblichen Zusammenschluss – darum geht es Rapperin Justina, die unlängst den Track „Chashm (Yes Sir!)“ in Solidarität mit den Protesten im Iran veröffentlicht hat. Im Video sieht man weibliche Wut, die nicht korrumpierbar, nicht beherrschbar, nicht vermarktbar ist – und zum Sieg über das Patriarchat und zur eigenen Freiheit führt. Radikaler geht es nicht.

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Lied der Woche: Kitana mit „Kitana Season“

Ebenfalls mutig ist der neueste Track der österreichischen Rapperin Kitana, in dem sie klare Worte an „das Opferkind Yung Hurn“ richtet, den sie wegen sexueller Gewalt anzählt. Und das in einem Klima, in dem zuletzt immer wieder Betroffenen vorgeführt wurde, wie unwichtig ihre Erfahrungen seien, wenn sie juristisch nicht nachweisbar sind, in dem immer wieder berühmte Männer mit ihren starken Anwälten einschüchtern und drohen, in dem Betroffenen unterstellt wird, zu lügen, hintertückisch und famegeil zu sein. Davon scheint Kitana unbeeindruckt. Sie rappt über Yung Hurn: „Für ihn und seine Begleiter stehen betäubte Mädchen auf dem Tech Rider und dennoch bucht sie jedes Festival weiter. Julian, du Bitch, los schick die Anzeige“. Über bekannte Künstler, die sich sehr junge Frauen liefern lassen wie Ware, die Mädchen rekrutieren lassen oder selbst anbaggern und bedrängen, über Drogen und Alkohol, der dabei oft im Spiel ist, über das Machtverhältnis, das dabei immer im Spiel ist, wird allen Orten geredet und gemunkelt, hier und da wird es auch verurteilt. Aber es offen anzusprechen und Konsequenzen zu fordern, das traut sich selten jemand. Klar, weil all diese Dudes natürlich die besten Anwälte am Start haben, sie wissen ja um ihre Schuld. Noch hat sich Yung Hurn öffentlich nicht gezückt, mal gucken, was da noch kommt und wie lange der Track noch auf den Plattformen bleiben wird. Auf der Habenseite steht aber immerhin der Mut von Kitana.

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Kitana rappt in neuer Single gegen „Opferkind Yung Hurn“

Comeback der Woche: *NSYNC

Es passiert wohl jetzt wirklich. Nachdem *NSYNC Taylor Swift einen Award bei den VMAs überreicht haben – sie war angemessen fassungslos – wird es nun nach 20 Jahren einen neuen Song geben. Man hatte wirklich nicht mehr daran geglaubt, insbesondere Justin Timberlake schien zu Höherem aufgestiegen zu sein. Ausgerechnet der habe aber nun seine „Brothers“ wieder im Studio versammelt, um „Better Place“ aufzunehmen. Ich sag’s mal so, ich finds megacute, wie studiomäßig die JUNGS da rummachen, wie sie ihre Gesichter verziehen, als würde sie es total berühren und als würde es sich nicht um einen ziemlich mittelmäßigen Song handeln. Das Drama-Getue können sie also immer noch. I’m all in!

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Klartext der Woche: Bebe Rexha

Die sehr talentierte und natürlich auch sehr schöne Bebe Rexha wird, man kann es sich denken, viel gefatshamed im Internet, weil sie dick ist. Denn dicke Frauen sind für die meisten Leute eine Anmaßung, vor allem wenn sie mal schlank waren, so wie es bei Bebe der Fall ist. Dann ist es nur noch unverständlicher, weil, wie konnte man denn mal der Norm entsprechen und dann nicht mehr, hä? Kann das etwa allen passieren, auch MIR? Hat Dickwerden etwa komplexe Ursachen? Und ist es nicht das schlimmste auf der Welt? Ja, klar. Wir haben gelernt, Dicke werden gehasst und diskriminiert und das zurecht, weil es so frech von ihnen ist. Vor allem Frauen sollen natürlich keinen Raum einnehmen. Wenn sie es tun, dann müssen sie wohl besonders mutig sein, anders ist das nicht zu erklären, dann müssen sie wahrscheinlich für body positivity stehen und über der Diskriminierung und dem Hass stehen. Man soll sich dann vor ein Publikum stellen und selbstbewusst sein – in dem Wissen, dass locker 90 Prozent hassen, was man ist und Angst davor haben, so zu sein wie man selbst. Das geht natürlich nicht. Und auch eine so beliebte Künstlerin wie Bebe Rexha kann dem auch nicht auf Dauer entsprechen. Darüber hat sie im Vorfeld der VMAs auf TikTok gesprochen. Sie wusste nicht, ob sie hingehen kann aus Angst und Unwohlsein. Letztendlich war sie dann da, good for her. Zuhausebleiben hätte ich aber auch verstanden. Weil: Nicht am eigenen Selbstbewusstsein muss man arbeiten, sondern die Leute müssen aufhören, dickendiskriminierende Arschlöcher zu sein.

Hier geht’s zu ihrem Klartext-TikTok.

Linus Volkmanns Leitfaden: How to support your little Lieblingsbands

Album der Woche – alle???

Ich weiß nicht, aber irgendwas ist in diesem Sommer drin, es wurden einfach nur geile Alben veröffentlicht, so dass ich keines herausstellen kann. Wann ist das das letzte Mal passiert, die ultimative Popflut, 1998? Also bitte, knallt euch sie alle rein: Doja Cat, K. Flay, Olivia Rodrigo, Cleo Sol, Kim Petras, Kylie Minogue, Mitski, Madison Beer, Tinashe, Reneé Rapp, und so weiter und so fort. Ich hab noch eine ordentliche Liste offen. Gut, denn schließlich gibt es Zeit zu überbrücken bis zum Release des Jahres …

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Was bisher geschah? Hier alle Popkolumnentexte im Überblick.

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