Austin Powers, USA 1997, Regie: Jay Roach

Zugegeben, es ist nicht die originellste aller Ideen, sich drei Jahre vor dem Wechsel des Millenniums Agentenstoffe von 007 bis „Mit Schirm, Charme und Melone“ als Zielscheibe einer kompletten Filmparodie auszusuchen. Ist James Bond nicht schon selbstironisch genug? Aber MJSTIN POWERS hat seine Hausaufgaben so gut gemacht, daß man die Waffen vor diesem hoffnungslosen Blödsinn einfach strecken muß. Ein Hauch von „Man lebt nur zweimal“ und Bond-Epigonen wie Matt Helm und Derek Flint weht durch die liebevolle Komödie, in der es der Superagent Austin Powers in den 60er Jahren seinem Erzfeind Dr. Evil nachmacht und sich cryogenisch einfrieren läßt, um zur Stelle zu sein, wenn Evil die Welt in der Zukunft aufs Neue bedroht. Als es in der Gegenwart so weit ist, sehen sich die beiden mit einer Welt konfrontiert, die nichts mehr mit ihrer Zeit gemein hat. Den Kalten Krieg gibt es nicht mehr, an die Stelle der sexuellen Revolution ist Safer Sex getreten. Selbst ein Bösewicht wie Dr. Evil muß sich mit disfunktionalem Familienleben herumschlagen, und Austin muß sich dumme Kommentare über seine krummen Zähne und sein chauvinistisches Verhalten gefallen lassen. Seinen Witz gewinnt AUSTIN POWERS aber weniger aus anachronistischen Späßchen, als vielmehr durch die Tatsache, daß Austin nicht bereit ist, sein Auftreten eines Swingers zu ändern und jede Frau immer noch als „Baby“ anspricht. Mike Myers, der Mann hinter „Wayne’s World“, hat sichtbaren Spaß mit der Doppelrolle als Austin und Dr. Evil (eine herrliche Parodie des Bond-Bösewichts Blofeld). Und auch wenn der anarchistische Wahnwitz von „Wayne’s World“ nur stellenweise erreicht wird, ist die mitreißende Euphorie des gesamten Teams (Elizabeth Hurley als Emma-Peel-Nachfahrin, Ex-Al-Mundy Robert Wagner und Michael York) doch absolut ansteckend.