Chris Imler

Maschinen und Tiere

Staatsakt/Caroline (05.10.2018)

Das Menjou-Bärtchen des Berliner Undergrounds ist düsterer und bösartiger als zuletzt.

Jetzt kann er also auch noch Italienisch. Ein wenig zumindest in der Leadsingle „Soluzione“. So wie Chris Imler ja irgendwie alles kann. Wenn auch nicht alles wirklich gut, nicht mal auf seinem Stamm­instrument Schlagzeug ist er ein Virtuose, das gibt er gern selbst zu – trotz aller All-Star-Engagements bei Die Türen, Golden Showers, Oum Shatt, Jens Friebe, Peaches, Maximilian Hecker, Driver & Driver und überall sonst, wo in Berlin ein Leftfield-Trommler gefragt war und ist.

Auf seinem zweiten Album rückt der Mann mit dem Menjou-Bärtchen nun wieder in die erste Reihe, dort singt er sperrige Wörter wie „Arbeiterwohlfahrt“ und „Industriealkohol“, prophezeit den eigenen Untergang („Nach unten“), beklagt „die Pflicht zum Glück“ und wünscht sich „die Leute mögen aufhören zu schreien“, stellt dann aber auch fest: „Richtige Stille kann niemand ertragen“. Selbst das so typisch deutsche „Fahrvergnügen“ ist bei ihm nicht wirklich ein Spaß.

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MASCHINEN UND TIERE ist weniger üppig, weniger verspielt, weniger kindlich, weniger komisch als sein tolles Solodebüt NERVÖS aus dem Jahr 2014, aber dafür, jedenfalls relativ im Imler-Kosmos, konzentrierter, mehr auf den Punkt, bösartiger, illusionsloser und – das ist für einen Schlagzeuger dann doch eine Überraschung – oft auch bewusst monotoner.

Ob piepsiger NDW-Sound oder düsteres, elektronisches Schaben, ob mächtige Industrial-Sounds oder scheinbar billige Klänge aus der Konserve: Alles „nur“ ein wenig können kann, wenn man es richtig macht, durchaus zu einem großartigen Ganzen führen, so wie auf MASCHINEN UND TIERE.

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