Cody – Distance Learning

Es gibt Musik, die speziell für ein bestimmtes Wetter gemacht ist. Zum Beispiel Musik, die so kongenial zu verregneten Hochsommertagen passt, als hätten sich die schweren grauen Wolken selbst in Instrumente verwandelt, die die Gefühle und Gedanken, die sie von dort drunten, aus den kleinen Schachteln, in denen einsame Menschen leben, aufgefangen haben, in zarte Harmonien und schwebende, ungreifbare Melodien verwandeln. Das klingt kompliziert, dabei ist die Sache so einfach – und lässt sich natürlich auch anders erzählen: Cody sind vier junge Menschen aus Oxford, die elektronische Klänge und Rhythmen, elektrische/akustische Gitarren und gläsernzerbrechliche Stimmen zu den vielleicht perfektesten, reinsten und klarsten Popsongs vereinen, die es im Zeitalter der Störgeräusche und schroff dröhnenden Sensationalismen zu hören gibt. Das lässt mal an den elegischen Abspann im mitternächtlichen Erinnerungskino denken, mal an frühkindlich verträumte Feriennachmittage, und ist ein genialer Seiltanz zwischen simpel und raffiniert, zwischen komplexsynthetisch und tief/warm, zwischen Kraftwerk, Eno, Talk Talk und Morricone. Cody spielen im Opener „Uplift“ fast vier Minuten lang einen 7/4-Takt, der so perfekt fließt, dass man am Ende glauben möchte, das eigene Herz schlage im selben krummen Metrum. Sie geben ihren Songs so bildhafte, poetische Namen, dass manchmal schon das laute Vorlesen einen Eindruck von der frachtlosen, coolen Schönheit dessen gibt, was dann aber immer noch schöner klingt: „Bolero And Cipher“, „Evening Falls“, „A Single Thread“, „In Our Own Time“, „Ripples Run Forever“, „We’ve nothing in common, there’s nothing to say“

zieht sich durch „Share And Enjoy wie ein gelassenes Mantra, das den Songtitel gleichzeitig bestätigt und konterkariert: Cody haben nichts gemeinsam mit dem hysterisch rasselnden Pop-Karussell unserer Tage; das ist selbstverständlich und nicht der Rede wert. Wir wenigen lächeln uns wissend zu, lauschen, genießen und schweigen – während die Musik wie warmer Regen auf unsere Seelen fällt. www.codyonline.co.uk