Album der Woche

Destroyer

Ken

Dead Ocean / Cargo

80s-Pop Noir, aber mit Gitarrensolo und some Noise, wohl doch too hard für Bernard Sumner.

Dan Bejar genießt große Freiheiten. Sein prägnantes Geschichtenerzähler-Organ, mit dem er manche Zeile zartquengelnd nachhält, als ob einem aus seinen szenischen, offenen Beobachter-Lyrics gleich eine echte Moral vor die Füße plumpsen könnte, sticht so deutlich hervor, dass theoretisch fast alles zu Destroyer-Musik werden kann.

So wendet er sich auf seinem elften Album nach dem softrockigen KAPUTT und dem beinahe Musical-verdächtigen Nachfolger POISON SEASON dem UK-Autoren-Synthiepoprock der 80er zu. Und wenn er dabei ertappt wird, wie er sich mit beherztem Griff bei New Order bedient, ist ihm das egal. „In The Morning“ klingt nach deren Frühzeit, als der Postpunk noch durchwirkte: die schallende Snare, die präsente Melodie-Bassgitarre, hartsynthetische „Strings“-Synthesizer. Im eleganten, großartig durchdramatisierten „Tinseltown Swimming In Blood“ lockt ein Sequencer auf den shiny Floor, wieder diese singende Bassgitarre, zum Finale lässt Bejar die Farben ineinanderlaufen und eine Trompete zieht als expressiver Pinsel Schlieren übers Bild.

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Mit dem in gleichen Teilen schwebenden wie treibenden „La Regle Du Jeu“ erreichen wir schließlich die New Order der frühen 90er. Ein derart exaltiertes Gitarrensolo hätte sich Bernard Sumner allerdings niemals erlaubt; diesen Noise und dieses elektrische Jaulen an anderen Stellen auch nicht.

Überhaupt, es sind nicht nur Bejars Stimme und (Hollywood-)Settings, die den Unterschied machen: Sein Filmfaible schlägt sich auch weiterhin in einer ausladend-soundtrack-artigen Inszenierung nieder, die KEN trotz weiterer Soundähnlichkeiten mit The Cure, The Psychedelic Furs, TJAMC und The Blue Nile zu einer sehr eindeutigen und sehr guten Destroyer-Platte macht.