Dinosaur Jr. – Live In The Middle East

Es hat schon etwas liebenswürdig Anachronistisches, mitanzusehen, wie) Mascis (langes graues Haar), Lou Barlow (gefärbt) und Murph (Glatze) nach fast 20 Jahren im Dezember 2005 gemeinsam auf einer Bühne stehen. Und wie die reformierten Dinosaur Jr. so tun, als wäre nichts passiert in der Zwischenzeit, außer dem einen oder anderen Problem mit ihren Frisuren. Sie stehen vor einer Wand aus Marshall-Arnps und spielen ohne Posen die Songs von den drei Alben, die in dieser Besetzung entstanden sind. Post-Hardcore hat man das damals genannt, in der Zeit vor „Grunge“. Dabei wissen wir heute, dass das alles nur Rock war. Giftiger Rock zugegeben, mit seinen Wurzeln gleichermaßen in Punk. Hard Rock und Pop, der mit der entschlossenen Gleichgültigkeit gelangweilter Teenager vorgetragen wird. Und immer wieder fährt Mascis dazwischen mit einem seiner ohrenbetäubenden, zischelnden, gniedeligen Wah-Wah-Gitarrensoli. In den 80ern hatte Mascis das Gitarrensolo in den Indie-Rock, der damals noch nicht so hieß, zurückgebracht, während die Anderen noch kanarienvogelbunten, buntfaltenhosigen Pop hörten. In der Zwischenzeit ist die Gitarre im Pop ein paar unspektakuläre Tode gestorben und immer wieder spektakulär auferstanden. Dinosaur Jr. scheint das nicht zu interessieren. Alles ist wie immer. Selbst der Club, in dem die Aufnahmen entstanden sind und der dieser DVD ihren Titel gegeben hat, „The Middle East“ in Boston (dazu: Aufnahmen aus dem Irving Plaza in New York), ist eines dieser kleinen, dreckigen, schwitzigen Löcher, in der die Band in der Zeit vor ihren 15 Minuten Semi-Ruhm spielen musste. Zu den unspektakulären LoFi-Konzertaufnahmen gibt es zahlreiches Bonusmaterial. u.a. ein Interview mit Mascis und Barlow plus Gespräche mit Einflussgebern und Beemflussten wie Thurston Moore, Kim Gordon, Mike Watt, Steve Albini und Sonic Boom.

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