Eric Clapton :: From The Cradle

Erich hat den Stecker wiedergefunden. Und eine Reibeisenstimme, daß man meinen könnte, er hätte ein Dutzend rostiger Nägel verschluckt. „Blues Before Sunrise“, der erste Song auf Claptons neuem Album, versöhnt all jene mit dem Gitarren-Genius, denen der stromlose Eric auf UNPLUGGED allzu lieblich war. Dennoch: Den Zenit seiner 30jährigen Karriere erreichte Old Slowhand ersi, als er sich 1992 via MTV mit der Wandergitarre in der Hand in die Herzen der Hausfrauen sang. So sanft, so authentisch traurig klang Clapton auf UNPLUGGED, daß den drogenund alkoholgebeutelten Rocker von einst sogar biedere Bürger als Besten benannten. Es hagelte Grammys und das ganz große Geld. Schön blöd also, würde Clapton sein neu hinzugewonnenes Publikum mit der ersten regulären Studioveröffentlichung seit fünf Jahren vergraulen – er tut es nicht. Oder zumindest nicht immer. FROM THE CRADLE verwöhnt den Freund verhaltener Klänge ebenso wie den Fan ruppiger Rhythmen. Vorausgesetzt natürlich, man mag den Blues. Ob pur und unverfälscht wie aus dem Mississippi Delta oder elektrisch wie aus Chicago. Clapton interpretiert 16 Klassiker seines Genres. Darunter Zwölftakter von Robert Johnson, Elmore James und Willie Dixon. Dennoch ist FROM THE CRADLE weit mehr als nur eine Verbeugung Claptons vor seinen musikalischen Ziehvätern. Mit unübertroffener Meisterschaft werden hier (bei aller Werktreue) jedem Song neue Facetten abgewonnen. Daß Clapton dabei von einer ebenso bekannten wie kompetenten Begleitmannschaft unterstützt wird, gereicht dem Großwesir der Gitarre nur zum Vorteil. Besten Blues bieten unter anderem Andy Fairweather Low (g), Chris Stainton (p), der brillante Harmonika-Spieler Jerry Portnoy und Drummer Jim Keltner.