Eric Clapton :: One More Car, One More Rider

Rock und Blues-Klassiker auf einer Live-Doppel-CD: Slowhand zelebriert ein Hitprogramm für alle seine Zielgruppen.

Einmal pro Dekade kommt „Gott“ mit einem Live-Paket über seine Jünger. Kein zu dichter Turnus für einen Musiker, dessen Qualitäten eher auf der Bühne als im Studio blühen.

Allerdings befindet der Brite sich live inzwischen in einem Dilemma – um sein aus unterschiedlichen Generationen und Geschmacksfraktionen zusammengesetztes Riesenpublikum zu bedienen, setzt er seine Setlists meist nach Proporz-Kriterien zusammen: Ein bisschen Neues, eine gute Portion klassischer Blues, eine kurze (quasi-)Unplugged-Session für die schreckhafteren Gemüter und ansonsten sattes Hitprogramm, von den seligen Cream-Tagen bis in die Gegenwart, weshalb die bewährtesten Crowdpleaser („Cocaine“, „Wonderful Tonight“ etc.) auf seinen Liven-Scheiben immer wieder auftauchen. So auch auf ONE MORE CAR, ONE MORE RIDER, das in Tokio und Los Angeles mit einer Combo aus lauter Session-Supercracks, darunter Billy Preston und Ex-Springsteen- und Sting-Sideman David Sancious, aufgenommen wurde (ausgerechnet jene Tour 1994/95, bei der Clapton alles Sicherheitsdenken ignorierte und auch Megahallen mit einem hitfreien, zweieinhalbstündigen Bluesprogramm bespielte, wurde aus rätselhaften Gründen nie auf CD dokumentiert). Einen der besten Momente gibt’s gleich zum Start: In „Key To The Highway“ liefert „Slowhand“ unplugged und ganz alleine eine elektrisierende Performance, danach hängt die Sache kurzfristig etwas durch: Das sambaeske Light-Jazz-Instrumental „Reptile“ wirkt wie ein Fremdkörper, in der Semi-Unplugged-Sektion fliegen nur im groovigen „Change The World“ wirklich die Funken. Zu den positiven Überraschungen zählen ausgerechnet Songs des umstrittenen 98er Albums PILGRIM, die von den programmierten Beats der Studioversionen befreit viel mehr Leben entwickeln: In „River Of Tears“, einem modernen Zeitlupen-Blues, der ohne die traditionellen Stereotypen des Genres auskommt, liefert Clapton sein erstes richtig grandioses Solo des Albums, St. Louis Jimmys „Going Down Slow“ punktet mit untergründiger Funkyness. „She’s Gone“ kommt als griffiger Rocker daher. Fazit nach fast zwei Stunden Spielzeit mit 19 Tracks: Handwerklich alles standesgemäß hochklassig, doch etwas Mut in der Songauswahl und etwas weniger geschmackvolle Gediegenheit hätte einen (1) mehr gebracht.

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