Eric Clapton :: Reptile

Eher souverän als Solitär: Slowhand in geschmackvollem Ambiente.

Blues oder Schmus? Rau oder weich gespült? Das ist für einen Slowhand-Fan seit seligen Derek & The Dominos-Tagen-wie yours truly- stets die Frage, wenn Eric Clapton ein neues Album veröffentlicht. Mit Freuden sei hier an FROM THE CRADLE erinnert, mit Grauen an PILGR1M – um lediglich die allerjüngste Vergangenheit des legendären Gitarristen zu beleuchten. Zum Glück gehört REPTILE eher zur ersteren Kategorie und besticht mit einem Sound, der zwar laid back ist, aber viel zu ausgeschlafen, um verschnarcht zu sein. Die Coverversionen,“Traveling Light“ vom großen J.J. Cale etwa (der sich – Eric sei Dank – schon öfter mal über Tantiemenschecks freuen durfte),“Don’t Let Me Be LonelyTonighf’von James Taylor oder Stevie Wonders „Ain’t Gonna Stand For It“, sind gut gewählt, die Clapton-Originale flach („Believe In Me“) bis fein („Find Myself“), die Begleiter (unter anderem Andy Fairweather-Low, Steve Gadd, Nathan East, Joe Sample, die Impressions als herrlich gospelnde Background-Vokalisten) wahrlich handverlesen. Und der Meister selbst? Der zupft eine wunderbar flüssige Gitarre, wobei er diesmal gern Anleihen beim Jazz nimmt (und dann immer wie Wes Montgomery selig klingt), kann mit der Routine einer 40-jährigen Karriere selbst mittelmäßigeres Material retten und agiert hier überhaupt bemerkenswert geschmackssicher. Und so wird Claptons REPTILE wohl niemanden vom Hocker reißen, schon gar nicht jene, die sich heute noch an den alten Yardbirds-.John Mayall’s Bluesbreakers- oder Cream-Geniestreichen Claptons erfreuen, darf aber allemal als runde Sache gelten. Respekt.