Gene Clark – No Other
Die Geschichte dieser Platte ist ein Drama: no other ist zweifelsfrei eines der wichtigsten Alben seiner Ära. bis I heute jedoch praktisch unbekannt. Gleichzeitig Opus magnum und Testament des Countryrock-Movements der frühen siebziger Jahre wie auch verheerender Fehlschlag. 1973: Die Eagles, noch deutlich dem Country verpflichtet, aber schon mit Hollywood-Schlagseite, heben ab; Gram Parsons stirbt am Joshua Tree – mit ihm die Flying Burrito Brothers und das progressive Moment der Bewegung; Poco sind zu provinziell, um mit ihrer sauberen Variante das Countryrock-Movement zu führen; die Byrds sind nach einer uninspirierten Reunion endgültig abgestürzt; und Ur-Byrd Gene Clark, der Klassiker wie „Feel A Whole Lot Better“ und „Eight Miles High“ geschrieben hatte, entschließt sich, mit Produzent Thomas Jefferson Kaye Alles oder Nichts zu spielen. Bei den Sessions zu no other schöpfen die beiden aus dem Vollen, lassen die komplette Musiker-Elite aus L.A. antreten, kombinieren den uramerikanischen Ansatz des Country mit allen denkbaren Stilen, von Gospel, Rock, Blues und groß angelegten Orchester-Arrangements bis hin zu angejazzten Instrumentalpassagen, und schaffen so ein grandioses Cinemascope-Monster. Clarks Lyrics gehen weit über den Storyteller-Ansatz des Genres hinaus, zeigen philosophischen Tiefgang und reflektieren seine Hinwendung zum Zen-Buddhismus. Asylum, seinerzeit Heimat aller Hipster in Sachen L.A.-Rock. bringt das Album heraus – und alles geht schief. Clark kann wegen seiner ausgeprägten Flugangst kaum Promotion, geschweige denn eine Konzerttournee machen, und Labelchef David Geffen stellt kein ausreichendes Werbe-Budget zur Verfügung, no other geht unter wie ein Stein. Dabei hätte es Clark zum Superstar machen, Countryrock als dominanten Mainstream-Stil zementieren und dem obszön erfolgreichen Koks-Rock der Eagles das Wasser abgraben können. Statt dessen verhallte dieses Werk, so etwas wie das nevermind des Countryrock, nahezu ungehört. Sein Schöpfer erholte sich von diesem Fehlschlag nie. Gene Clark starb 1991 mit nur 46 Jahren, no other indes hat ihn überlebt, liegt nun erstmals (!) auf CD vor, mit sieben Bonustracks und aufschlussreichen Liner Notes von Sid Griffin und Johnny Rogan.
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