Holger Czukay – Movies
Gerade als die Label-Etiketten für diese LP gedruckt waren, stolperte Holger über den Begriff ,,Radio Pictures“ und war ziemlich unglücklich, daß nun nichts mehr zu ändern war. „Radio Pictures“ schien spontan nämlich der bessere Titel für diese LP zu sein, die im wesentlichen von Einspielungen über den Kurzwellenempfänger lebt. Ich habe diese Platte nun gerade noch einmal erlebt (gehört wäre in diesem Fall der falsche Begriff) und kam mir durchaus vor wie im Kino. Die Idee war es, eine Musik zu schreiben, die wie ein Film in Technicolor bildreich und suggestiv zum Leben erwacht. Zwei Jahre Arbeit stecken in diesem Projekt; die Gruppe Can hatte in dieser Zeit recht wenig von ihrem (vom Wellenreiten besessenen) Bassisten, aber jeder der Musiker schaute mal im Studio vorbei, um mitzuarbeiten.
Einen ähnlichen Charakter besitzt die „Hollywood Symphonie“, stellenweise übrigens eine dramaturgische Meisterleistung. Zwischen Werbespots und zerrissenen Dialogen glaubst du dich mitten auf dem Sunset Boulevard und schon im nächsten Augenblick fühlst du dich ruhig und entspannt wie am Meer. Du verlierst dich in dieser Symphonie und das Mellotron (normalerweise hasse ich dieses Instrument) geht mir hier nicht auf den Geist, weil dieser Ruhepol ständig von unaufdringlicher Gitarre, Perkussion etc. umkreist wird.
Schließlich noch „Persian Love“, ein Puzzlespiel ohnegleichen. Das klagende Liebeslied eines persischen Sängers (natürlich über Kurzwelle eingefangen) wurde mit enormem technischen Aufwand für eine melodische Kulisse aufbereitet.
Experimentalfilm, Actionfilm, Fantasyfilm… es dauert mit Sicherheit seine Zeit, bis man jeden Fetzen dieser Collage entdeckt hat.