Kaleidoscope – When Scopes Collide
Diese LP war für mich wirklich die größte Überraschung des Monats. Kaleidoscope, eine alte Westcoast-Band aus San Fransisco, hat bis zu ihrer Auflösung vier LP’s gemacht und zählte zu meinen Lieblingsbands. Jetzt ist das Sextett mit Mitgliedern der verschiedenen früheren Besetzungen zurück – und wie! Von den zwölf Titeln der LP sind die Hälfte Fremdkompositionen, darunter so beliebte Klassiker wie Chuck Berrys „You Never Can Teil“. Aber in einer so unnachahmlichen Stil-Verschmelzung, daß es einem wirklich die Sinne vernebelt. Wo man eigentlich Rock-Phrasen erwartet („My Love Comes Softly“), tischt Kaleidoscope verquere indische auf; östliche und westliche Folklore gehen Hand in Hand mit jüdischem und slawischem Gesangsstil, „Ghost Riders In The Sky“, eine Country & Western-Persiflage, ist komisch und sentimental zugleich, und Arabien liegt auch nicht fern.
Die Eigenkompositionen stehen an Eigensinnigkeit und Erfindungsreichtum nicht nach. Die Band zaubert eine Fülle von Einfällen und Einflüssen aus ihrem reichhaltigen und exotischen Instrumentarium, und die Stimme von Solomon Feldhouse ist von unverwechselbarer Originalität. So schräg, knarrend und jammernd kann kaum einer singen. Details, und die gibt es zuhauf, werden beim Immerwiederhören erst entdeckt – wie hoffentlich auch bald Kaleidoscope; in der Vergangenheit gehörte die Gruppe leider zu den Bands für Eingeweihte. Als Anspieltips „Little Egypt“ und „Ghost Riders“ unbedingt anhören. Noch mehr wäre besser.
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