Le Mystère Jazz De Tombouctou :: Kindred Spirits/Groove Attack

Ein weiteres Wunderwerk des Mali-Beat der 70er, mit Gitarren und Bläsern, die wie selbstverständlich zwischen Free Jazz und Folk lavieren.

Vergessen, verloren, versteckt? Wo war diese Platte all die Jahre geblieben? Dass die erste Wiederveröffentlichung des 1977 auf dem Kunkan-Label erschienenen Albums von Le Mystère Jazz De Tombouctou der Entdeckung eines heiligen Grals gleichkommt, dem sich die weltweit verstreuten Tempelritter des Afrobeat seit Jahren verschrieben haben, wird allenfalls jenen Internetsellern aufstoßen, die mit Reissues von super-raren Musiken Geschäfte machen. Angeblich wurde eine Originalpressung aus Mali zuletzt noch für über 850 Euro bei Ebay vertickt. Jetzt hat das Amsterdamer Kindred-Spirits-Label Spekulation und Wucher ein Ende bereitet und ein weiteres Wunderwerk des Mali-Beat der 70er einer interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht – nach dem überwältigenden Entree über das Orchestra Kanaga de Mopti. In diesen bis zu zehn Minuten langen Tracks von Le Mystère Jazz De Tombouctou steigt die Touareg-Musik über Improvisation und Exkursion elegant aus ihren Traditionen. Bläser umkreisen die Melodien immerfort, finden plötzliche Fluchten in so etwas wie Free Jazz und werden von den leicht im Hall hängenden Serpentinen-Gitarren schließlich in eine andere Welt getragen. Der Sänger bleibt bei sich und seinem Glauben, lobpreist Allah, erzählt von den Opfern, die die Frauen in ihrem täglichen Leben bringen. Dieses Album ist eine Liebeserklärung an die Magie der Musik, die sich jedem erschließen wird, der in den umherschwirrenden Leadgitarrenerzählungen den Soundtrack eines Universums entdecken kann, das weit über Ursprungsort und Herstellungszeit hinausweist.

T. Rex