No Means No :: All Roads Lead To Ausfahrt Wrong/Southern

So schnell waren No Means No noch nie. Bislang hat es mindestens acht Jahre gebraucht, bis die Kanadier ihr ultimatives Masterpiece für das herrschende Jahrzehnt abgeliefert hatten. 1989 erschien mit WRONG das Album, das den Begriff Jazzcore erweitern bis neu definieren sollte. Ohne auch nur ein wesentliches Element des Jazz zu benutzen, reichte es dem Trio, eine derart kunstvolle Form des Hardcore zu praktizieren, dass der Begriff Jazz als beispielhafte Kalegorisierung dafür herhalten musste. Neun Jahre später war es Dance of the headless bouroeoisie. das einen erneuten Karrierehöhepunkt darstellte, obwohl man sicherlich darüber streiten kann, ob es in den 90er Jahren mit why do they call me mr. happy? nicht schon vorher ein besseres Album gab. Müßige Diskussionen, die nun, 2006, ohnehin obsolet sind. Denn mit ALL roads lead to ausfahrt haben uns die Kanadier ihr scheinbar untoppbares Opus hingelegt, das den Geist der Alten in sich trägt und den Esprit des Neuen verbreitet. No-Means-No-Platten sind unerklärbar. In Worte zu fassen, was sie in Töne kleiden, ist eine müßige Angelegenheit, die man besser gleich lässt. Versuche, solch Schlagwerk wie in „In Her Eyes oder den Funk-Groove von „Ashes“ sowie die Basslinien von „Im Dreaming And I Can’t Wake Up annähernd erklärend darzustellen, führt zu metaphorischen Wortspielereien, die der Empirik des Gehörten niemals nahe kommen können. Und wer kann sich schon ernsthaft etwas unter einer Mischung aus Dwarves. Pogues, Primus, Melvins und Black Flag vorstellen? Mit den Worten“.Wake Up“ wird man in das Album gesogen, ein Wachruf, der im weiteren Verlauf nicht mehr vonnöten ist. Denn ALL ROADS lead To ausfahrt kennt keine Ermüdungserscheinungen. Was im Openerwüst und ungestüm den Startblock verlässt, wandelt sich im Verlauf der Platte in ein Kunstgebilde, das einen ebenso staunenden wie sabbernden Mund offen stehen lässt. Gewohnt bissig bis zynisch geht das Trio lyrisch zu Werke, Textzeilen wie in „Mondo Nihilissimo 2000“ „If there’s a God up there in heaven he must be one big lucking nerd“ erklären den momentanen Zustand der Welt, in dem Religionsfanatiker aller Stilrichtungen tatsächlich glauben, sie könnten alles im Namen ihres vermeintlichen Herrn rechtfertigen. Und in „The Hawk Killed The Punk“ gibt es die No-Means-No-Abrechnung mit den Gesinnungsgleichschaltern: „There’s no you and there’s no me cradled in the arms of uniformity.“ No Means No machen Spaß. No Means No machen Ernst. Und ALL ROADS LEAD TO AUSFAHRT ist das Stück Pflichtkauf für jeden anspruchsvollen Musikfetischisten. Punkt. www.southern.com