Phantom/Ghost

To Damascus

Ladomat/Mute

Dunkelschone Perlen abseits vom deutschen Zeitgeist.

Es klingt so komisch, wenn er englisch singt. Und dennoch ist es schön. Weit mehr als er mit den letzten Tocotronic-Alben überzeugen konnte, berührt Dirk von Lowtzow mit seinem gemeinsamen Projekt mit Thies Mynther. Keyboarder bei Stella und Superpunk. Diese Pop-Kooperation verleiht ihren hypnotischen Kopfgeburten nun zum zweiten Mal eine physische Form. Die Titel der Songs kreisen um ein Zentrum der Düsterkeit: „Thank God It’s Judgement Day“, „Laudanum“ oder „Born With A Nervous Breakdown ‚. Letzterer ist dem Modeschöpfer Yves Saint Laurent gewidmet, der diesen Spruch selbst einmal geprägt haben soll. In einer kaum fassbaren klanglichen Zwischenwelt schwanken von Lowtzow und Mynther von epischen Collagen zu minimalistischem Soundwerk, um schließlich bei punktgenau durchkomponierten Songs zu landen. Manchmal sind es neomoderne Grooveorgien im Trauerkleid. Häufig jedoch lassen sich die beiden von der Langsamkeit sphärischer Effekte aufsaugen. Am tiefsten treffen sie, wenn unter den mollenen Harmonien und dem bittersüßen Schmalz urplötzlich die Beats hochwogen. Der Titelsong etwa schwillt in schleppendem Tempo zu einer beklemmend melancholischen Wucht an. Wo eben noch Dirk von Lowtzows Gesang entrückt vor sich hinfloss, pluckert und stottert es auf einmal, taumeln die Beats durcheinander wie verstörte Kinder. Verstörend dürfte dieses kryptische Werk denn auch auf die deutsche Musikszene wirken. Kein Augenzwinkern, kein Szeneaufkleber, kein enervierendes „Wir sind ja so jung und geil und kritisch“-Geschrei. Selten klang dunkle Musik so erfrischend und Dirk von Lowtzows Stimme so wundervoll.